Klimawandelkosten auf Rekordhoch – Starkes Wachstum bei Immobilien
Wien, 27. Mai 2021 (aiz.info). – Corona-Pandemie, Klimakrise und Marktverwerfungen – trotz dieser herausfordernden Rahmenbedingungen konnte die Österreichische Bundesforste AG (ÖBf AG) das Geschäftsjahr 2020 mit einem sehr guten Ergebnis abschließen. Die Konzernbetriebsleistung lag mit 227,1 Mio. Euro um 2,1% über dem Vorjahr, während der Gewinn vor Steuern (Konzern-EBT) um 29,1% auf 17,3 Mio. Euro kräftig anstieg. Das Betriebsergebnis (EBIT) weist mit 17,9 Mio. Euro ein Plus von 35,6% auf.
„Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und des Klimawandels sorgten 2020 für enorme Verwerfungen am Holzmarkt. Der Rohstoffpreis sank auf ein Zehnjahres-Tief, während die Klimawandelkosten auf ein historisches Hoch stiegen. Darüber hinaus führten Rekordimporte und enorme Schadholzmengen zu einer Überlastung des Marktes“, fasst Rudolf Freidhager, Vorstand für Forstwirtschaft und Naturschutz, das Geschäftsjahr anlässlich der Bilanz-Präsentation zusammen. „Trotz dieser Herausforderungen liegt das Ergebnis deutlich über den Erwartungen, alle nicht-forstlichen Bereiche sind sogar teils deutlich gewachsen.
Dank der Diversifizierung in unterschiedliche Geschäftsbereiche und guter Steuerung haben sich die Bundesforste auch in einem der schwierigsten Wirtschaftsjahre der letzten Jahrzehnte als krisensicheres Unternehmen bewährt. Damit sind wir eines der wenigen staatlichen Forstunternehmen in Zentraleuropa, die 2020 ein deutlich positives Jahresergebnis vorweisen können“, betont Georg Schöppl, Vorstand für Finanzen und Immobilien.
Gut durch die Krise gesteuert
„Obwohl im ersten Halbjahr 2020 die Marktströme markant eingebrochen sind, haben wir unsere Produktion und die Aufarbeitung des Schadholzes auf Hochtouren weitergeführt. Dabei hat sich bewährt, dass wir seit vielen Jahren verstärkt auf Digitalisierung setzen und schlank aufgestellt sind. Durch striktes Kostenmanagement konnten wir sogar den Schuldenabbau vorantreiben, die Vollbeschäftigung aufrechterhalten und Kurzarbeit oder betriebsbedingte Kündigungen vermeiden. Auch die Investitionen haben wir auf hohem Niveau trotz Krise fortgesetzt“, erklärt Schöppl.
„Schon in den vergangenen Jahren wurde deutlich, wie wichtig die Diversifizierung für unser Unternehmen ist. Im Krisenjahr 2020 machte sich die strategische Entwicklung der nicht-forstlichen Geschäftsfelder besonders bezahlt. Indem wir diese Bereiche weiter ausbauen, sichern wir die langfristige Ertragskraft des Unternehmens und machen es resilienter gegen unsichere Entwicklungen und Marktschwankungen“, so Schöppl. Auch die Profitabilität und Ertragsstärke sei in den nicht-forstlichen Bereichen deutlich gewachsen. Mit 47% oder 101,2 Mio. Euro komme fast die Hälfte der Betriebsleistung mittlerweile aus diesen Geschäftsbereichen. Das Kerngeschäft bleibe aber auch weiterhin der Bereich Forst/Holz mit einem Anteil von 53% oder 115,3 Mio. Euro an der Betriebsleistung.
Holzpreis auf Zehnjahres-Tief
Wie volatil der Rohstoffmarkt ist, zeigte sich im Krisenjahr ganz deutlich. Es war zum einen das Jahr der Rekordimporte – es wurde so viel Holz nach Österreich importiert wie in den letzten zehn Jahren nicht. Aufgrund des hohen Schadholzaufkommens in ganz Mitteleuropa war der Markt jedoch bereits seit den Vorjahren massiv überlastet, die Lager waren voll. Dazu kam die pandemiebedingte Verunsicherung der Märkte, was zu einem neuerlichen Nachgeben des Holzpreises führte. „Mit einem Durchschnittspreis von 57 Euro/Festmeter war es der schlechteste Holzpreis seit zehn Jahren, er war um 2,3 Euro geringer als 2019.
Im Jahresverlauf begann sich die Marktlage zu stabilisieren. Ab Sommer zeichnete sich eine gute Auftragslage in den Sägewerken ab, die Bauwirtschaft zog an, die Preise begannen zu steigen. Im vierten Quartal schließlich war die Talsohle durchschritten. In kürzester Zeit haben die ÖBf zusätzliche Mengen mobilisiert und die täglichen Liefermengen auf rund 11.000 Festmeter nahezu verdoppelt, um die steigende Nachfrage am heimischen Markt zu decken“, so Schöppl.
Klimawandelkosten mit 48 Mio. Euro auf historischem Hoch
Stark prägend für das ÖBf-Jahr 2020 waren die wirtschaftlichen Auswirkungen des Klimawandels. „Mit rund 48 Mio. Euro sind die Klimawandelkosten weiter nach oben geschnellt und haben ein neues Rekordhoch erreicht. In den letzten vier Jahren haben sie sich mehr als verdreifacht“, berichtet Freidhager. Dies entspreche fast einem Viertel der Betriebsleistung. Treiber waren vor allem die großen Schadholzmengen in ganz Europa, die gesunkenen Holzpreise, aber auch die Mehrkosten für Waldpflege und Käferbekämpfung. Allein die Mindererlöse aus dem Holzverkauf machen rund 32 Mio. Euro aus. Der Schadholzanteil blieb 2020 auf hohem Niveau, er stieg von 79 auf 81% oder rund 1,4 Mio. Erntefestmeter. Hauptursachen für den neuerlich sehr hohen Wert waren die Aufarbeitung der Schäden aus dem Vorjahr und die Folgeschäden nach dem Jahrhundertschnee im Jänner 2019.
Kerngeschäft Forst/Holz stabil
Trotz dieser sehr schwierigen Rahmenbedingungen konnte die Betriebsleistung im Kernbereich Forst/Holz mit 138,2 Mio. Euro stabil gehalten werden. Positiv ausgewirkt hat sich der Aufwärtstrend am Markt im vierten Quartal. Auch die Lager konnten deutlich abgebaut werden. 2019 war der Beitrag von Forst/Holz zum Konzernergebnis erstmals negativ, 2020 hat sich dieser Trend mit der Talfahrt des Holzpreises fortgesetzt, wenngleich etwas gebremst. Die Holzerntemenge blieb trotz der starken Marktverwerfungen und des erhöhten Schadholzanteils mit knapp 1,7 Mio. Erntefestmetern im nachhaltigen Plan – wie bereits in den letzten zehn Jahren.
Immobilien-Ergebnis erstmals über 50 Mio. Euro
Im Geschäftsbereich Immobilien konnte das Ergebnis erneut deutlich gesteigert werden. Die Betriebsleistung ist um rund 5% auf 51,1 Mio. Euro gestiegen. „Mit einem Anteil von fast einem Viertel an der Betriebsleistung ist dieser Bereich unverzichtbar für den Unternehmenserfolg geworden – er leistet den mit Abstand größten Deckungsbeitrag, Tendenz steigend“, berichtet Schöppl.
Starke Zuwächse gab es vor allem in den Bereichen Wohnen und Tourismus. Insgesamt betreuen die Bundesforste 4.100 Gebäude und zählen zu den größten Immobilienbewirtschaftern des Landes. Auch das Ergebnis im Geschäftsbereich Dienstleistungen kam 2020 deutlich über dem Niveau des Vorjahres zu liegen: Die Betriebsleistung legte um 11% auf 15,1 Mio. Euro zu. Insbesondere die forstlichen Dienstleistungen wie Beratung, forstliches Bauwesen und Naturraumplanung konnten gute Ergebnisse vorweisen. Erstmals betreuen die Bundesforste über 20.000 ha Waldflächen für Dritte.
Erneuerbare Energie weiter ausgebaut
Als immer wichtigerer Eckpfeiler für den Geschäftserfolg erweist sich das jüngste Geschäftsfeld, die erneuerbaren Energien. 2020 konnte die Betriebsleistung um 7,5% auf 15,7 Mio. Euro angehoben werden. Der Beitrag zum Konzernergebnis beträgt bereits über 5 Mio. Euro. Die Stromproduktion aus Wind, Wasser und Biomasse ist im letzten Jahr um 16% auf über 304 Gigawattstunden gewachsen, das entspricht der Versorgung von 77.000 Haushalten. „Bis 2025 planen wir einen Ausbau auf rund 400 Gigawattstunden“, erklärt Schöppl. Bis dato wurden knapp 100 Mio. Euro in den Ausbau der erneuerbaren Energien investiert.
Bis zum Jahr 2025 wollen die Bundesforste weitere 160 Mio. Euro investieren. Der Großteil wird dabei mit 90 Mio. Euro in den Ausbau der erneuerbaren Energie fließen, rund 30 Mio. Euro sind für Investitionen in Immobilien geplant. „Wir gehen mit Zuversicht aus der Krise“, zeigt sich Freidhager optimistisch. Im Kerngeschäft Forst/Holz sei das Jahr 2021 gut angelaufen, die Auftragsbücher seien voll, die Jahresmenge nahezu ausverkauft. Aufgrund der feuchtkalten Witterung im Frühjahr könnte es auch zu einer Beruhigung der Käfer- und Schadholzsituation kommen. „Aktuell läuft die Holzproduktion auf Hochtouren. Wir werden auch heuer die nachhaltig verfügbare Holzerntemenge von rund 1,7 Mio. Festmeter voll ausschöpfen und auf den Markt bringen“, kündigt der Vorstand an.