LK OÖ: LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT LEISTET ZENTRALEN BEITRAG ZUM KLIMASCHUTZ

Feb 17, 2020 | Allgemein

Langer-Weninger: Pflanzliche Produktion auf neue Herausforderungen einstellen

Linz, 14. Februar 2020 (aiz.info). – „Die Klimakrise bewegt die Menschen, die Medien und die Wissenschaft. Die Land- und Forstwirtschaft spürt die negativen Folgen des Treibhauseffekts mittlerweile in dramatischem Ausmaß, sie leistet aber gleichzeitig einen zentralen Beitrag zum Klimaschutz“, stellte heute Michaela Langer-Weninger, Präsidentin der Landwirtschaftskammer OÖ, fest. „Wir können nicht warten, bis etwas zu unseren Gunsten passiert, sondern wir müssen reagieren und agieren, wo wir es selbst in der Hand haben. Das heißt: Klimawandelanpassung in Eigenverantwortung. Die Frage ist, wie wir unsere Produktion aufstellen können, sodass wir auch mit den sich abzeichnenden Bedingungen zurechtkommen“, so die Präsidentin.

Der Landwirtschaft werden laut Umweltbundesamt 10% der österreichischen Treibhausgasemissionen oder 8 Mio. t angelastet. Dem steht die fünffache Menge CO2 gegenüber, die über die Photosynthese gebunden wird. Außerdem produziert der Agrarsektor mit 47 Mio. t den 17-fachen Sauerstoffbedarf der Österreicher zum Atmen (etwa 300 kg/Kopf und Jahr). „Die wahren Klimasünder finden sich also nicht in der Land- und Forstwirtschaft, sondern vielmehr im Verkehrsbereich (Kreuzfahrten, Flüge usw.). Während die Landwirtschaft ihre klimaschädlichen Emissionen deutlich senken konnte, sind jene des Verkehrs seit 1990 um nahezu 60% gestiegen, und eine Trendwende ist nicht in Sicht. Die Emissionen aus der Landwirtschaft sind zudem produktionsbedingt. Das heißt, solange Bäuerinnen und Bauern Tiere halten, Pflanzenbau betreiben und die Kulturlandschaft erhalten, wird es diese Emissionen geben“, stellte Langer-Weninger fest. Die Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft stammen bekanntlich aus mehreren Quellen: aus der Verdauung in Rindermägen (Methan), aus der Düngung landwirtschaftlicher Böden (hier geht es um die Emission von Lachgas), weiters aus dem Wirtschaftsdünger-Management (Gülle und Mist) sowie aus dem Einsatz von Energie (Treibstoffe).

Kühe sind keine Klimakiller

2006 publizierte die Welternährungsorganisation FAO eine Studie, wonach die gesamte Viehwirtschaft 18% der Gesamtmenge klimawirksamer Gase produziere und damit mehr klimaschädliche Emissionen verursache als das gesamte Transportwesen. Später revidierte die FAO diese Aussage: Die gesamte Nutztierproduktion verursache 14,5% der globalen Treibhausgasemissionen, allein für Kühe wird ein Anteil von rund 4% ausgewiesen. Laut einer 2016 erschienenen Studie der FAO ist die Kuh eine der wichtigen Stützen der weltweiten Eiweißversorgung. So heißt es dort: Da Rinder auf Weiden und Futter angewiesen sind, benötigen sie nur 0,6 kg Eiweiß aus essbaren Futtermitteln zur Herstellung von 1 kg Eiweiß in Milch und Fleisch, welche eine höhere Nährstoffqualität aufweisen. Rinder tragen so zur globalen Ernährungssicherheit bei.

Grünland nur über Wiederkäuermagen verwertbar

„Die Rinderhaltung verbraucht vorwiegend Rohstoffe, die nicht für den menschlichen Verzehr geeignet sind. Der Aufwuchs des Grünlands ist nur über den Wiederkäuermagen, also die Produktion von Milch und Fleisch, verwertbar. Für den Erhalt der Kulturlandschaft, insbesondere im Berggebiet, braucht es daher zwingend die Haltung von Rindern, Schafen, Ziegen und Pferden. Der Verzicht auf Rindfleisch und Milch ist daher keine Lösung, da damit auch unsere vom Grünland geprägte Kulturlandschaft verschwinden würde. Milch und Fleisch werden von den heimischen Bäuerinnen und Bauern außerdem wesentlich klimaeffizienter erzeugt als in anderen Ländern der EU oder in der Welt. Sollte die österreichische Landwirtschaft ihre Produktion zurücknehmen, so würde das zwar die heimische Klimabilanz entlasten, in anderen Regionen der Welt aber zu einer wesentlich höheren Klimabelastung führen“, gab Langer-Weninger zu bedenken.

Land- und Forstwirtschaft ist Teil der Lösung

 „Die Landwirtschaft verursacht etwa 10% der Treibhausgasemissionen, 90% stammen also aus anderen Quellen. Zu wenig beachtet wird in diesem Zusammenhang die jährliche CO2-Bindung durch die Biomasseproduktion im Agrarbereich“, betonte Christian Krumphuber, Leiter der Abteilung Pflanzenbau in der LK OÖ. Bei der pflanzlichen Photosynthese werde CO2 verbraucht und Sauerstoff produziert, während umgekehrt bei der Verbrennung fossiler Energie Sauerstoff verbraucht und CO2 produziert werde, was den Klimawandel weiter anheize. „Eine möglichst hohe Photosynthese-Leistung wäre daher ein durchaus probates Mittel gegen die CO2-Überfrachtung unserer Atmosphäre. Es gibt keinen anderen Wirtschaftszweig außer dem Agrarsektor, dessen grundlegender Prozess darin besteht, dass aus CO2 Rohstoffe erzeugt werden und gleichzeitig Sauerstoff entsteht“, unterstrich Krumphuber.

Die heimische Land- und Forstwirtschaft weist eine jährliche Biomasseproduktion in der Größenordnung von zirka 40 Mio. t auf. Daraus resultiert eine CO2-Bindung (brutto) von über 60 Mio. t. Das sind etwa drei Viertel der gesamten THG-Emissionen der österreichischen Volkswirtschaft. „Auch unsere Böden speichern enorme Mengen an Kohlenstoff. Besonders interessant ist auch Biomasse, die einer stofflichen Nutzung zugeführt wird, wie beispielsweise Holz“, erklärte der LK-Experte.

Wald leistet wichtigen Beitrag zur CO2-Bindung

47,6% der Fläche Österreichs oder 4 Mio. ha sind Wald, rund 80% davon sind Wirtschaftswald. Dieser Wald speichert zirka 985 Mio. t Kohlenstoff oder 3,6 Mrd. t CO2-Äquivalent. Vom Gesamtspeichervolumen entfallen 66% auf die oberirdische Biomasse (Bäume) und der Rest auf den Waldboden. „Das ist mehr als das 40-Fache des jährlichen CO2-Ausstoßes in Österreich von derzeit etwa 80 Mio. t“, informierte Christian Rottensteiner, Referent für Forstwirtschaft in der LK OÖ.

„Geht man davon aus, dass Holz aus dem Wald energetisch genutzt wird und fossile Brennstoffe ersetzt, so liegt die CO2-Senkenleistung des bewirtschafteten Waldes bei etwa dem 10-Fachen gegenüber der eines Urwaldes. In der Praxis liegen die Werte noch höher“, stellte Rottensteiner fest. Die forcierte Verwendung des Rohstoffes Holz sei also im Sinne des Klimaschutzes. „In einem Kubikmeter Holz sind rund 250 kg reiner Kohlenstoff enthalten, wofür der Atmosphäre 912 kg CO2 entzogen werden. Jede Sekunde wächst ein Kubikmeter Holz in Österreichs Wald nach. Somit bindet der Wald jede Sekunde etwa 250 kg Kohlenstoff oder 912 kg CO2. Etwa 40 m3 Holz stecken in einem Holzhaus. Diese Menge wächst in Österreichs Wäldern in nur 40 Sekunden nach und bindet dabei 40 t CO2“, so der Forstexperte.

Enorme Auswirkungen des Klimawandels auf den Wald

Der Wald sei aber nicht nur ein wichtiger Teil der Lösung, er sei durch den Klimawandel auch massiv betroffen. „Sowohl die Baumartenzusammensetzung als auch der Schädlingsdruck werden den Wald nachhaltig verändern. Das Anbaurisiko für Fichten wird sich vor allem im Alpenvorland sowie im Mühlviertel auf Lagen unter 800 m Seehöhe deutlich erhöhen“, so Rottensteiner. Dadurch, dass man derzeit noch nicht vorhersagen könne, wie sich das Klima genau ändert und welche Baumarten die Gewinner sein werden, sei die Aufforstung mit unterschiedlichen, dem Standort angepassten Baumarten die einzige Möglichkeit, die heimischen Wälder klimafit zu machen.

„Auch im Ackerbau sieht die LK OÖ in Zukunft Möglichkeiten durch Änderungen im Sorten- und Kulturartenspektrum sowie in geänderten Bewirtschaftungsmaßnahmen. Wesentlich werden hier wassersparende Bodenbearbeitung, die Verhinderung unproduktiver Verdunstung, gezielter Humusaufbau etc. sein, um den negativen Auswirkungen der Klimaerwärmung und den sinkenden Niederschlagsmengen entgegenzuwirken. Deutlich schwieriger ist es im Grünland. Wir sehen den Trend, dass die Temperaturen in der Vegetationsperiode ansteigen, während die Niederschläge deutlich weniger werden. Dies wird längerfristig unvermeidlich zu sinkenden Erträgen am Grünland führen und damit die Betriebe vor steigende Herausforderungen stellen, ausreichend Grundfutter für ihre Rinder bereitzustellen“, betonte Langer-Weninger.

 

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