Veraltete Gesetze anpassen: Schutz von Mensch und Nutztier muss oberste Priorität haben
Brüssel, 5. Dezember 2019 (aiz.info). – „Der Wolf hat sich in den letzten Jahren zunehmend zu einem Problemtier entwickelt, zahlreiche Nutztiere wurden gerissen, die Menschen sind verunsichert. Es braucht daher ein sinnvolles Wolfsmanagement auf europäischer Ebene, das den Schutz der Bevölkerung und der bäuerlichen Tiere im ländlichen Raum zur obersten Priorität macht. Problemwölfe müssen entnommen und wolfsfreie Zonen in den Alpen geschaffen werden. Dafür muss geltendes EU-Recht an die Realität angepasst werden“, fordert Alexander Bernhuber, Europaabgeordneter und Umweltsprecher der ÖVP im EU-Parlament, anlässlich der heutigen gemeinsamen Anhörung im Petitions-, Umwelt- und Agrarausschuss über den Umgang mit der wachsenden Wolfspopulation in Europa.
Im Mittelpunkt der Diskussion steht die Frage der unterschiedlichen Populationen: „Es ist unlogisch, die Rudelgröße in jedem EU-Mitgliedsland zu erheben. Wir haben innerhalb der EU offene Grenzen und gehen gleichzeitig davon aus, dass sich der Wolf an Landesgrenzen hält. Es ist naiv zu glauben, dass es elf unterschiedliche Populationen gibt, ohne dass das wissenschaftlich ordentlich belegt ist“, sagt Bernhuber.
„Die für diese Thematik relevante Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie wurde seit 1992 nicht mehr angepasst und entspricht daher nicht mehr den heutigen Gegebenheiten. War der Wolf damals vom Aussterben bedroht, so gibt es heute in der EU um die 20.000 Tiere. Die meisten davon am Balkan, in Skandinavien, im Baltikum, in Spanien, Italien sowie Frankreich und ungefähr 40 auch in Österreich“, erklärt Bernhuber. „Hierzulande hat dieser große Beutegreifer allein im Vorjahr mehr als 100 Schafe gerissen, gut die Hälfte davon in Niederösterreich. Die Wölfe kamen menschlichen Siedlungsgebieten so nah, dass Kinder bisweilen nicht mehr sorglos alleine zum Spielen nach draußen gelassen werden konnten.“
„Es ist daher wichtig und richtig, dass dieses Thema endlich auf europäischer Ebene behandelt wird. Es braucht eine fundierte wissenschaftliche Neubewertung der gesamteuropäischen Wolfspopulation und eine enge Kooperation mit den betroffenen Regionen. Bisherige Fälle haben gezeigt, dass Herdenschutzmaßnahmen allein nicht ausreichen, daher muss die EU-Kommission mehr Flexibilität bei den Managementmaßnahmen gewährleisten“, schließt Bernhuber.