Energieagentur bewertet Vollkosten und Umweltauswirkungen verschiedener Systeme
Wien, 7. November 2019 (aiz.info) – Kurz vor dem Winter hat die Österreichische Energieagentur ihren Heizkostenvergleich aktualisiert. In diesem Vollkostenvergleich werden nicht nur die Brennstoffpreise, sondern alle anfallenden Kosten der Heizsysteme inklusive Investitions-, Wartungs- und Instandhaltungskosten einander gegenübergestellt. Außerdem wurden die durch Heizsysteme verursachten CO2-Emissionen analysiert. Das Ergebnis: Beim CO2-Ausstoß schneidet Stückholz vor Pellets am besten ab, am letzten Platz liegt der Öl-Brennwert. Die geringsten Vollkosten weisen derzeit zwar Erdgas-Brennwertsysteme auf, allerdings unterliegen fossile Energieträger auch großen Preisschwankungen.
Heizkosten hängen nicht nur vom jeweiligen System, sondern auch maßgeblich von der thermischen Qualität des Gebäudes ab. Daher dient beim Vergleich der Energieagentur ein charakteristisches Einfamilienhaus in drei verschiedenen thermischen Varianten (thermisch unsaniert/thermisch saniert/aktueller Neubaustandard) als Referenzgebäude.
Förderungen berücksichtigen
Im Heizkostenvergleich 2019 weisen Erdgas-Brennwertsysteme im Neubau, in thermisch sanierten und auch in unsanierten Einfamilienhäusern die geringsten Vollkosten auf. Anders sieht das Ranking bei den CO2-Emissionen aus. Hier schneidet Stückholz vor Pellets am besten ab, am letzten Platz liegt Öl-Brennwert. Berücksichtigt man die „Raus aus dem Öl“-Förderung des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus, ändern sich die Ergebnisse klar. Dann liegen die Wärmepumpe-Luft/Wasser und Stückholz vor dem Erdgas.
Große Preisschwankungen bei fossiler Energie
„Die Ergebnisse des Heizkostenvergleichs 2019 zeigen deutlich: Geht es rein um die Kosten, liegen Erdgas-Brennwertsysteme heute in allen Gebäudekategorien vorne“, sagt Peter Traupmann, Geschäftsführer der Energieagentur. Gleichzeitig sehe man aber auch, wie stark österreichische Hausbesitzer mit fossilen Heizsystemen von den Preisschwankungen, die häufig durch internationale geopolitische Entwicklungen oder Krisen ausgelöst werden, abhängig sind. Denn noch vor einem Jahr, als Gas teurer war, lagen die Luft/Wasser-Wärmpumpe und Stückholz bei den Kosten auf Platz eins. „Ein Ende der Abhängigkeit von Öl, Kohle und Erdgas bringt der österreichischen Volkswirtschaft aber noch einen weiteren wesentlichen Vorteil: Bei Energie aus Wasser, Sonne, Wind und Wald bleibt die Wertschöpfung in Österreich“, gibt Traupmann zu bedenken. Immerhin hat Österreich im Jahr 2018 knapp 11,5 Mrd. Euro für den Import fossiler Produkte ausgegeben.
Darüber hinaus wird laut Traupmann im aktuellen Heizkostenvergleich der positive Beitrag von Förderungen deutlich. „Berücksichtigt man die ‚Raus aus dem Öl‘-Förderung, schneiden die hocheffiziente Wärmepumpe-Luft/Wasser oder die Stückholz-Heizung auch bei den Kosten am besten ab“, so der Geschäftsführer.
Gebäudesektor spielt bei „Mission Zero“ wesentliche Rolle
Für das Heizen, die Bereitstellung von Warmwasser und immer häufiger für die Kühlung werden große Mengen an Energie benötigt. Der Gebäudesektor ist immerhin für 16% der Treibhausgasemissionen in Österreich verantwortlich. „Wenn wir die Klimaziele erreichen wollen, müssen wir die Treibhausgasemissionen deutlich reduzieren. Das bedeutet, die Hauptquelle dieser Emissionen – fossile Energieträger – durch Energie aus Wasser, Sonne, Wind und Wald zu ersetzen. Auf der ‚Mission Zero‘, dem Weg in eine fossilfreie Zukunft, spielt der Gebäudebereich daher eine wesentliche Rolle“, so Traupmann. Es brauche moderne, hocheffiziente Heizsysteme und natürlich eine Forcierung der Gebäudesanierung. „Die thermische Qualität eines Gebäudes wirkt sich nicht nur stark auf die Heizkosten, sondern auch auf die CO2-Emissionen aus. In beiden Fällen sinken sie bei einem thermisch sanierten Gebäude im Schnitt um mehr als 50%, unterstreicht der Geschäftsführer.