Montecuccoli: Leistungen der Betriebe müssen entlohnt werden

Mai 17, 2018 | Allgemein

Die heimischen Betriebe stehen im Umfeld von Klimawandel, Kalamitäten und steigenden gesellschaftlichen Ansprüchen vor großen Herausforderungen    

(Wien, 16. Mai 2018) Das Jahr 2017 stellte die österreichische Land- und Forstwirtschaft vor vielfältige Herausforderungen. Die Hitzeperiode und lang anhaltende Trockenheit führten im Osten, Südosten und Norden von Österreich zu Schäden in der Land- und Forstwirtschaft. Borkenkäfer und Stürme waren zudem eine massive Herausforderung für die heimischen Wälder.

Forstwirtschaftliche Bilanz 2017 

Für die Holz verarbeitende Industrie war 2017 ein Jahr des wirtschaftlichen Aufschwungs. Die internationale Konjunktur belebte den Export der Holzwirtschaft. Dank der guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen konnten Säge-, Papier- und Plattenindustrie ihre Produktion auf einem stabilen Niveau halten oder weiterentwickeln. Dafür wurden 24 Millionen Festmeter Rundholz verarbeitet, 11,9 Millionen Festmeter heimisches Holz. Der Schnittholzexport konnte auf 5,7 Millionen Festmeter bzw. um 5 Prozent ausgebaut werden. Trotzdem war 2017 für die Forstwirtschaft ein schwieriges Jahr und durch Kalamitäten und Preisreduktionen geprägt.

Holzeinschlag konnte gesteigert werden – Holzpreise stagnieren  

Der Holzeinschlag 2017 betrug insgesamt 17,65 Millionen Festmeter. Im Vergleich zu 2016 entspricht das einer Steigerung von 5 Prozent. Die Schadholzmenge hat – bedingt durch eine noch nie dagewesene Menge an Borkenkäferholz in der Höhe von 3,3 Millionen Festmeter – einen Wert von insgesamt 6,48 Millionen Festmeter erreicht.      Der Jahresdurchschnittspreis für Nadelsägerundholz stagnierte im Vergleich zu 2016 auf einem Niveau von rund 89 Euro pro Festmeter. Dabei mussten die Betriebe vor allem im zweiten Halbjahr 2017 einen Preisverfall von rund 5 Euro hinnehmen. Im Vergleich dazu lagen die Durchschnittspreise 2013/2014 noch bei rund 98 Euro. Der Jahresdurchschnittspreis für das Industrieholz blieb unverändert auf rund 36 Euro je Festmeter. Eine positive Entwicklung war beim Laubholz (Buche) erkennbar.

Klimawandel arbeitet gegen Forstwirtschaft

Die früh einsetzende Hitzewelle im letzten Jahr und die folgende lang anhaltende Trockenheit waren ein Eldorado für den Borkenkäfer und ein großes Problem für die Wälder in den Regionen nördlich der Donau, im Burgenland und der Südsteiermark. Gegen Jahresende kam es in Kärnten zu einem massiven Windwurf, der mehr als 400.000 Festmeter Schadholz verursachte. Die schwierige und großflächige Aufarbeitung konnte nur Schritt für Schritt erfolgen, weshalb ein Großteil dieses Schadholzes erst 2018 auf den Markt kommt.

Nachhaltige Waldbewirtschaftung in Gefahr 

Nachdem bereits 2016 und 2017 borkenkäfergeplagte Jahre waren, besteht heute die Sorge, dass es auch 2018 zu Belastungen kommt. Besonders in den Haupt-schadensgebieten nördlich der Donau und in tieferen Lagen hat der Käferflug Mitte April 2018 besonders stark begonnen.      „Die letzten fünf Jahre gehören zu den wärmsten Jahren der Messgeschichte. Aufgrund der lang anhaltenden Trockenperioden in mehreren aufeinander folgenden Jahren, kann sich der Wald nicht mehr erholen. Die Situation für die Forstwirtschaft wird immer schwieriger. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Die hohe Schadholzmenge und die damit einhergehende Qualitäts- und Wertminderung des Holzes haben für die Waldbesitzer massive finanzielle Einbußen zur Folge. Die gleichzeitigen Mehraufwendungen für Käferbekämpfung, Waldhygiene, Aufforstung und waldbauliche Maßnahmen bringen zusätzlich die Nachhaltigkeit der Forstwirtschaft in Gefahr“, macht DI Felix Montecuccoli, Präsident der Land&Forst Betriebe Österreich, auf die Situation aufmerksam.  Für die Aufrechterhaltung der vielfältigen Waldleistungen für Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft braucht es dringend positive Holzpreisentwicklungen. Nur so kann der heimische Wald für die aktuellen Herausforderungen wie Klimawandel, Schädlingskalamitäten oder gesellschaftlichen Ansprüchen klimafit und enkeltauglich gemacht werden.

Ökostrom muss gesichert werden 

Das angekündigte Energiegesetz 2020 wird für Ökostromanlagen, deren Verträge jetzt auslaufen, zu spät kommen. „Es braucht jetzt Überganslösungen, ansonsten kommt es zu Stilllegungen von voll funktionsfähigen Holzkraftwerken. Die mühsam aufgebaute Holzversorgungslogistik ist gefährdet und bringt negative Auswirkungen auf der gesamten Wertschöpfungskette mit sich. Eine Forcierung von Ökostrom soll im Interesse aller sein, um die angestrebten Klima- und Energieziele zu erreichen“, so DI Felix Montecuccoli.

Landwirtschaftliche Bilanz 2017 

Die Landwirtschaft war 2017 zum wiederholten Mal mit Spätfrost konfrontiert. Dies verursachte Frostschäden und Ertragsausfälle, besonders im Wein- und Obstbau. Laut Hagelversicherung beliefen sich die Frostschäden 2017 auf 70 Millionen Euro. Die im weiteren Jahresverlauf anhaltende Trockenheit im Norden und Osten des Landes setzte der Landwirtschaft zu und verursachte Dürreschäden im Wert von zusätzlich 140 Millionen Euro.      „Der Klimawandel lässt sich nicht mehr leugnen. Insgesamt beträgt die Summe an klimatisch bedingten Schäden in der Landwirtschaft 250 Millionen Euro für das Jahr 2017. Diese enorme Summe gepaart mit den Extremwetterereignissen in den letzten Jahren sind deutliche Indikatoren für die Realität des Klimawandels, unter dem die Landwirtschaft leidet“, macht Zeno Piatti-Fünfkirchen, MMSc, Vizepräsident der Land&Forst Betriebe Österreich auf die landwirtschaftliche Situation aufmerksam.      Aufgrund der klimatischen Entwicklungen war das Jahr 2017 ein schwaches Erntejahr. Die Getreideernte (ohne Mais) war mit rund 2,8 Millionen Tonnen mengenmäßig die schlechteste Ernte der letzten vier Jahre in Österreich. Auch weltweit lag das erste Mal seit vielen Jahren die Produktionsleistung unter dem Getreideverbrauch. Im Biosektor kam es in Österreich sowohl bei der Anzahl der Betriebe als auch bei der Fläche zu Steigerungen. Mit rund 23,5 Prozent hat Bio in Österreich einen EU-weit führenden Anteil, für den die Marktentwicklung zu beobachten sein wird.

Vielfalt der österreichischen Agrarstruktur ist besondere Stärke

Die Vielfalt in der Agrarstruktur nach Produktionsbereichen, Lagen und Betriebsgrößen ist eine besondere Stärke Österreichs. Nur durch sie kann die heimische Landwirtschaft den unterschiedlichen regionalen Gegebenheiten und den wirtschaftlichen Entwicklungen gerecht werden. Vollerwerbsbetriebe leiden heute an den gleichen Rahmenbedingungen wie jene im Nebenerwerb, sie stützen aber diese und die ländlichen Regionen insgesamt maßgeblich durch ihre aktiven und umfassenden Betriebsansätze.

Aktuelle Entwicklung in der GAP

Bei den aktuellen Diskussionen um die Zukunft der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) nach 2020 muss für Österreich klar sein: Eine zukunftsfähige Entwicklung des ländlichen Raumes und seiner Flächen braucht vor dem Hintergrund der heutigen Herausforderungen wie Klimawandel und Schutz natürlicher Ressourcen mehr denn je eine effektive Gemeinsame Agrarpolitik der EU. Europäische Agrargelder sind Teil eines effektiven Risikomanagements und zugleich die Gewährleistung für die Einhaltung der steigenden europäischen Umwelt- und Produktionsstandards. Mit dem steigenden gesellschaftlichen Interesse an den heimischen Produktionsflächen muss ebenso eine stabile gesellschaftliche Unterstützung auf allen Ebenen einhergehen.     „Die Verhandlungen um die Neugestaltung der GAP sind derzeit im Zusammenhang mit den Diskussionen um den Mehrjährigen Finanzrahmen der EU in einer heißen Phase. Die Auswirkungen des Brexit als auch der neuen Prioritäten in der EU führen bereits zu massiven Verteilungsdiskussionen unter den Mitgliedsstaaten. Klar ist, dass diese Diskussionen nicht auf dem Rücken der Landwirtschaft und unserer Betriebe ausgetragen werden dürfen. Die Erzeugung hochqualitativer Lebensmittel muss auch künftig ein Schwerpunkt in der EU-Politik sein. Die dafür erbrachten umfassenden Leistungen unserer Betriebe müssen auch in Zukunft adäquat abgegolten werden. Agrargelder sind kein Bestandteil einer Goodwill-Sozialpolitik“, erläutert DI Felix Montecuccoli die aktuelle Situation in der EU.     Konkret steht Österreich für eine Beibehaltung des Systems von Direktzahlungen als Säule eins und spezifische Programme im Rahmen der Säule zwei, wobei den leistungsbezogenen Ansätzen in der zweiten Säule ein besonderes Augenmerk gewidmet wird. Insgesamt muss das Geld auch auf der Fläche ankommen, damit der Mehrwert für die Gesellschaft erbracht werden kann. Vor diesem Hintergrund sind eine ausreichende Dotierung des Gesamtprogramms und Vereinfachungen in der Abwicklung das Gebot der Stunde.

Rückfragehinweis
Land&Forst Betriebe Österreich
Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Mag. Renate Magerl, BA
Tel. +43 (0)1 5330227 21
E-Mail: magerl@landforstbetriebe.at

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