LANDWIRTSCHAFTSKAMMER OÖ FORDERT: HOLZKRAFTWERKE NICHT ZUSPERREN

Nov 22, 2017 | Allgemein

Reisecker: Biomasse ist essenziell zur Erreichung der Klimaziele

Österreichweit sind etwa 130 ältere, voll funktionsfähige Holzkraftwerke in Betrieb, die zusammen mehr Strom produzieren, als das Atomkraftwerk Zwentendorf erzeugt hätte. 6.400 Arbeitsplätze hängen direkt von diesen Kraft-Wärme-Kopplungs(KWK)-Anlagen ab. Der Großteil dieser Kraftwerke muss nach derzeitiger Rechtslage in den kommenden zwei Jahren den Betrieb einstellen, da sich die Produktion von Ökostrom aus Holz ohne geregelten Einspeisetarif nicht rechnet. In Oberösterreich sind acht Holzkraftwerke vom Auslaufen des Vertrages betroffen. Darüber hinaus gibt es fünf weitere, kleine Anlagen, jüngeren Datums, deren Verträge noch einige Zeit laufen. Zusammen versorgen sie rund 70.000 Haushalte mit Strom. „Wenn die Rahmenbedingungen im Ökostromgesetz nicht rasch durch eine große Reform verbessert werden, müssen die bestehenden, technisch bestens funktionierenden Biomasse-KWK-Anlagen stillgelegt werden. Österreichs Klimaziele erleiden damit einen herben Rückschlag. Denn statt Ökostrom müsste dann, vor allem in kalten Wintern, mehr Atom- und klimaschädlicher Kohlestrom aus Deutschland und Tschechien importiert werden“, zeigt LK-Präsident Franz Reisecker auf.

Mit der kleinen Ökostromnovelle wurden zwar die Rahmenbedingungen für die Laufzeitverlängerung von Biogasanlagen geschaffen, bestehende Holzkraftwerke blieben jedoch unberücksichtigt. Dies müsse nun rasch nachgeholt werden, so die Forderung der LK OÖ. „Eine Biomasse-Vorzeigeregion wie Österreich kann es sich nicht leisten, Holzkraftwerke stillzulegen und den Ausbau kleiner, optimal an den Standort angepasster Kleinanlagen weiter zu beschränken“, betont Reisecker weiter. „Als Land, das Kernenergie strikt ablehnt, öffnen wir im Winter die Grenzen für Atomstrom-Importe. Durch die Stilllegung der bestehenden Holzkraftwerke würden wir diese Situation zusätzlich verschärfen“, kritisiert der Präsident. Zusätzlich würde sich durch den Wegfall der Stromgewinnung aus Holz der Anteil der fossilen Energiequellen deutlich erhöhen.

Hohes Biomasseangebot am Markt

Durch Schadereignisse wie das Eschentriebsterben und die teilweise prekäre Borkenkäferproblematik kommt aktuell viel Holz und somit auch Energieholz auf den Markt. Biomassekraftwerke sind nicht nur ein wesentlicher Beitrag zum Klimaschutz, sie sind auch ein wichtiger Absatzmarkt für die großen Energieholzmengen, die durch den fortschreitenden Klimawandel weiter steigen werden. Vor allem schlechtere Energieholz-Qualitäten können in großen Verbrennungsanlagen wie Kraftwerken am besten eingesetzt werden. Das Überangebot am Markt wird sich auch deutlich in sinkenden Energieholzpreisen auswirken.

Großes Potenzial der Kleinanlagen nutzen

Zur Absicherung eines zukunftsfähigen Energiesystems braucht es nicht nur größere Holzkraftwerke, sondern auch das Potenzial von Anlagen im kleineren Leistungsbereich müsse durch den kontinuierlichen Ausbau der Verstromung von Biomasse besser genutzt werden, fordert die bäuerliche Interessenvertretung.

Deren Errichtung bietet sich vor allem bei bestehenden Biomasse-Nahwärmeanlagen an. Im Sommer wird weniger Wärme, meist nur zur Warmwasserbereitung, benötigt. Diese wird von Kleinkraftwerken produziert. Erst im Herbst werden die großen Biomassekessel dazugeschaltet. Das garantiert eine vollständige Wärmenutzung der Kraftwerke und die ganzjährige Ökostromproduktion. Die Kessel müssen nicht auf „Standgas“ betrieben werden.

Nicht nur Wärmenetze verfügen über optimale Bedingungen für Kleinkraftwerke: Gewerbebetriebe mit ganzjährigem Wärmebedarf (etwa Sägewerke oder landwirtschaftliche Betriebe) können mit Kleinkraftwerken die komplette Energieversorgung aus Holz sicherstellen. In Oberösterreich wurden in den vergangenen Jahren mehr als 20 solcher Anlagen geplant. Sie könnten innerhalb der nächsten drei Jahre in Betrieb gehen. Allerdings ist auch hier das derzeit gültige Ökostromgesetz der begrenzende Faktor, denn diesem zufolge dürfen bundesweit nur Anlagen mit einer Gesamtleistung von 2.500 Kilowatt jährlich errichtet werden. Mehr Budget ist nicht vorgesehen.

Dem Bioenergie-Berater der LK, Gerhard Uttenthaller, zufolge, könnten 180 Holzgasanlagen bei bestehenden Biomasse-Nahwärmeanlagen errichtet werden. Vorsichtig geschätzt wären weitere 300 bei Bauernhöfen oder kleinen Gewerbebetrieben möglich. Damit könnten insgesamt 208.000 Festmeter Holz jährlich in wertvollen Ökostrom und Wärme umgewandelt werden, was für 45.000 Haushalte reichen würde. Ob der erfolgreiche Weg der Biomassenutzung weitergegangen wird, hängt von der Gestaltung eines neuen Ökostromgesetzes ab.

„Oberösterreichs Unternehmen sind weltweit führend in der Entwicklung von Technologien im Bereich der Biomassenutzung, viele Arbeitsplätz hängen von der Weiterentwicklung der Branche ab“, betont Reisecker. „Nur mit der konsequenten Nutzung von Biomasse können die Klimaziele erreicht werden, die auch Österreich in Paris unterzeichnet hat.“

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