Schutzmaßnahmen und stabile Schutzwälder sichern den alpinen Raum
„Die Menschen, ihr Hab und Gut sowie die Infrastruktur vor Naturkatastrophen zu schützen, gehört zu den wichtigsten Aufgaben meines Ressorts. Ohne Schutzmaßnahmen wären viele ländliche Regionen nicht bewohnbar. Der Klimawandel stellt uns hier vor große Herausforderungen, die wir mit zukunftsorientierten Strategien bewältigen müssen“, betonte Bundesminister Andrä Rupprechter beim gestrigen Waldgipfel in Tirol.
Die Tagung im Landhaus in Innsbruck fand unter dem Motto „Schutz.Wald.Klima“ statt. Im Mittelpunkt standen die Chancen des Alpenraums. Gemeinsam mit Bundesminister Rupprechter diskutierten Regierungsrätin Dominique Gantenbein aus Liechtenstein, Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf sowie LHStv. Josef Geisler aus Tirol und LHStv. Richard Theiner aus Südtirol über die Auswirkungen des Klimawandels auf den alpinen Raum. Im Fokus standen Strategien für einen flexiblen und koordinierten Umgang mit dem Klimawandel. Zentrale Themen waren das Naturgefahrenrisiko und die Rolle des Schutzwaldes sowie das Spannungsfeld zwischen Naturschutz und Tourismus sowie die demographische Entwicklung im Alpenraum.
„Der Bund investiert jährlich 200 Millionen Euro in den Schutz vor Naturgefahren und setzt Maßnahmen zur Anpassung des Waldes an den Klimawandel. Im Sinne des von mir initiierten Masterplans „Heimat.Land.Lebenswert“ werde ich mich auch künftig dafür einsetzen, dass ausreichend finanzielle Mittel zum Schutz und für die Erhaltung eines zukunftsfähigen ländlichen Raums bereit stehen“, so Rupprechter.
Ohne funktionsfähige Schutzwälder müssten in Österreich zusätzlich 350 Mio. Euro pro Jahr für technische Lösungen investiert werden. „Technische Verbauungen sind 140 Mal so teuer wie die kontinuierliche Pflege und Verjüngung des Schutzwalds. Deshalb setzen wir in Tirol auf die Schutzwaldbewirtschaftung und machen unseren Wald zunehmend klimafit“, erläuterte Tirols LHStv. Josef Geisler. „Zusätzlich zu 375.000 Hektar Schutzwald – das sind 72 Prozent der gesamten Waldfläche – schützen 40.000 Schutzbauwerke der Wildbach- und Lawinenverbauung die Tiroler Täler vor Naturgefahren.“
Die Sicherstellung der Lebensgrundlage in den alpinen Regionen hat hohe Priorität, besonders in Zeiten des Klimawandels. Die enorme Bedeutung der vielfältigen Schutzmaßnahmen ist in vielen Strategien verankert, zum Beispiel in der Österreichischen Waldstrategie 2020+ und der Europäischen Alpenraumstrategie (EUSALP). Die Arbeitsgruppe 8 der EUSALP widmet sich unter österreichischem und bayerischem Vorsitz den Themen Naturgefahrenrisiko- und Klimaanpassungs-Governance. „Der Klimawandel hat den Alpenraum fest im Griff. Zunehmende Starkniederschläge erhöhen die Hochwassergefahr und können zur Bedrohung für die Menschen werden. In den sensiblen Alpen ist die Temperatur in den letzten 100 Jahren doppelt so stark gestiegen wie im weltweiten Schnitt. Klimaschutz funktioniert nur international. Im Rahmen des bayerischen Vorsitzes der EU Alpenraumstrategie 2017 haben wir gemeinsam mit Österreich einen Schwerpunkt auf den Wald gelegt. Berg- und Schutzwälder sind die Basis unseres Schutzwalls gegen Lawinen, Steinschläge und Erdrutsche. Wir wollen Zukunftschancen für die Menschen im Gebirge schaffen und zugleich den Bergen ihre Seele lassen“, so die Bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf.
Die Alpen gehören zu den letzten großflächigen Natur- und Kulturlandschaften mit einer einzigartigen Naturvielfalt und traditioneller Nutzung. Doch zunehmend prallen verschiedene Nutzungsansprüche aufeinander, die zu einer erheblichen Belastung dieses empfindlichen Ökosystems führen. Mit einer Bevölkerung von ca. 14 Millionen Menschen muss der Alpenraum einem enormen Nutzungsdruck standhalten. Zusätzlich verbringen jährlich etwa 120 Millionen Touristen und Touristinnen ihre Ferien in den Alpen. Diesbezüglich betont Regierungsrätin Dominique Gantenbein aus Liechtenstein: „Der Schutz vor Naturgefahren ist eine Grundvoraussetzung für das Leben und Wirtschaften im Alpenraum. Es ist daher essentiell, alle Stakeholder einzubinden, um unseren Landschafts- und Kulturraum gemeinsam nachhaltig zu schützen. Neben technischen Maßnahmen kommt dem Schutzwald hierbei eine Schlüsselrolle zu.“
Wald und Boden bieten das höchste natürliche Schutzpotenzial für das Leben und Wirtschaften der Menschen im Alpenraum. Ein nachhaltiger Umgang mit diesen Ressourcen im Sinne des Vorsorgegedankens ist daher wesentlich für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung des alpinen Raums. „Der Alpenraum ist von den Auswirkungen des Klimawandels besonders stark betroffen und es braucht neue und innovative Ansätze im Bereich des Schutzes vor Naturgefahren, um den Herausforderungen bestmöglich zu begegnen“, betonte Richard Theiner, LHStv. von Südtirol abschließend.
Hintergrund
EUSALP ist eine makroregionale Strategie der EU für den Alpenraum. Sie hat das Ziel, der Zusammenarbeit und den Investitionen einen neuen Impuls zu verleihen, von dem alle Beteiligten profitieren – Staaten, Regionen, Akteure der Zivilgesellschaft und insbesondere die europäischen Bürger und Bürgerinnen. Die Themen der neun Arbeitsgruppen mit Mitgliedern aus den Alpenstaaten und -regionen reichen von Mobilität, Arbeitsmarkt, Tourismus bis hin zu Naturgefahrenmanagement und Klima-anpassung, welche von Arbeitsgruppe 8 bearbeitet werden. RISIKO GOVERNANCE beschreibt den gesellschaftlichen Umgang mit Naturgefahrenrisiken basierend auf den Prinzipien der Transparenz, Partizipation, Offenheit und Verantwortlichkeit.
Rückfragehinweis:
Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft
Natascha Unger
+43 1 71100 – DW 6963
natascha.unger@bmlfuw.gv.at
http://bmlfuw.gv.at