Ausgehend von den Parametern Geologie und Klima, bieten sich in Kärnten zahlreiche Möglichkeiten die Elsbeere anzubauen bzw. in waldbauliche Überlegungen einzubringen. Laut der in dem Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen Kärntens (Hartl et al., 1992) abgebildeten Verbreitungskarte, gibt es drei natürliche Vorkommen der Elsbeere in Kärnten. Eines befindet sich in der Nähe von St. Paul im Lavanttal bei Rabenstein, das Zweite in der Gemeinde St. Georgen am Längsee in der Ortschaft Gösseling und das Dritte in der Nähe von Maria Rain, südöstlich der Ortschaft Göltschach. Die angegebenen Vorkommen konnten 2021 beziehungsweise 2024 im Zuge von Bereisungen des Kärntner Landesforstdienstes bestätigt werden.
Standörtliche Gegebenheiten
Alle drei Standorte befinden sich im Wuchsgebiet 6.2 – Klagenfurter Becken. Die Vorkommen bei St. Georgen am Längsee und bei St. Paul im Lavanttal liegen auf einer Seehöhe von rund
710 m, jenes bei Maria Rain auf rund 580 m. Die standörtlichen Gegebenheiten der ersten beiden Vorkommen unterscheiden sich nur gering. Auf beiden Standorten ist der Bodentyp eine Rendzina, in St. Georgen am Längsee auf Dolomit und in St. Paul im Lavanttal auf Kalk.
Lediglich eine Elsbeere ist am Fundort bei St. Georgen am Längsee bekannt. Der Einzelbaum ist von einem Fichtenbestand umgeben. Bei St. Paul im Lavanttal sind sechs baumförmige Elsbeeren bekannt. Den Hauptbestand bildet ein Buchen-/Hopfenbuchen – Buchenwald mit einzelnen Kiefern und Fichten. Der Standort bei Maria Rain, südlich von Klagenfurt, ist eine Braunerde auf Konglomerat. Hier konnten sechs Elsbeeren bestätigt werden. Diese befinden sich direkt über einer nach Süden exponierten Abbruchkante hin zur Drau. Vergesellschaftet ist die Elsbeere hier mit Buche, Traubeneiche, Hopfenbuche, Blumenesche und Mehlbeere.
Waldbauliche Erfahrungen mit der Elsbeere
In den vergangenen Jahrzehnten gab es in Kärnten leider nur vereinzelt Versuche, die Elsbeere als Mischbaumart bei Aufforstungsprojekten mit einzubringen. Nennenswerte Erfolge konnten nur selten erzielt werden, sodass auch die künstlich begründeten Bestände sehr überschaubar sind. Auf einer Fläche im Lavanttal, welche als Ersatzaufforstung für den Autobahnbau angelegt wurde, hat sich die Elsbeere allerdings sehr gut entwickelt. Der Standort liegt westlich von St. Andrä auf rund 480 m Seehöhe. Der Bodentyp am Standort ist ein lehmiger Sand auf Hangschutt. Diese Fläche wird als waldbauliche Beispielsfläche vom Kärntner Landesforstdienst betreut und dokumentiert. Die Aufforstung auf rund 1.000 m² erfolgte im Jahr 1999 mit 100 Stück Elsbeeren. Im darauffolgenden Jahr erfolgte eine Nachbesserung mit 20 Stück. Die Bewirtschaftung erfolgt nach dem Q/D –Verfahren. Neun Elsbeeren wurden als Zukunftsbäume ausgewählt und nach den Prinzipien der Wertholzerziehung bearbeitet (Durchschnittsdaten für die Z-Bäume im Alter 23: Höhe 12,2 m; astfreie Schaftlänge 6,3 m und Brusthöhendurchmesser 17,20 cm). Positiv zu erwähnen ist auch, dass sich bereits eine Naturverjüngung der Elsbeere auf dieser Fläche einstellt.
Versuchsflächen
2019 wurden ausgewählte Baumarten auf mehreren Standorten in Kärnten aufgeforstet mit dem Ziel, Baumarteneignungen in Hinblick auf den Klimawandel zu prüfen. Westlich von Grafenstein wurden auf lehmigem Sand über Schotter Elsbeere, Speierling und Baumhasel eingebracht. Die Aufforstung erfolgte im Jahr 2019 im Quadratverband mit 2 x 2 Meter Abständen, Ausfälle wurden 2020 nachgebessert. Die Größe der Forstpflanzen betrug bei der Elsbeere 30/50 cm, bei der Baumhasel 30/80 cm und beim Speierling 50/120 cm. Derzeit werden die Höhenzuwächse laufend erhoben, wobei sich bei der Elsbeere (57 Pflanzen) eine mittlere Höhe von 1,86 m und eine maximale Höhe von 3,32 m ergibt. Zum Vergleich beträgt die mittlere Baumhöhe bei der Baumhasel (190 Pflanzen) 1,87 m und beim Speierling (138 Pflanzen) 3,01 m (Stand 2023).
Baumart mit Zukunft?
Ob und wie sich die forstliche Bedeutung der Elsbeere in Kärnten in den kommenden Jahren entwickeln wird, kann zurzeit nicht beantwortet werden. Die Anlage und Dokumentation von Versuchsflächen wird aber dazu beitragen, den Wissenstand über diese Baumart zu verbessern. Eine Einbringung als Mischbaumart auf geeigneten Standorten kann, unter Gewährleistung intensiver Pflegeeingriffe, zur Förderung der Bestandesstabilität und zur Erhöhung der ökologischen Vielfalt nur befürwortet werden.
Kontakt:
Förster Ing. Dominik Fritzer
Bezirkshauptmannschaft Wolfsberg
Forstaufsichtsstation St. Paul
E-Mail: dominik.fritzer@ktn.gv.at