Stammzahlreduktion, Läuterung oder Mischwuchsregulierung sind Pflegemaßnahmen, die unter dem Begriff Dickungspflege zusammengefasst werden können. Von einer Dickung spricht man, wenn sich aus der Verjüngung ein geschlossener Bestand gebildet hat. Die Begleitvegetation ist im Wesentlichen verschwunden bzw. beeinträchtigt die Bäume nicht mehr. Die Konkurrenz zwischen den Bäumen nimmt zu, da mit dem Wachstum der Platzbedarf der Bäume steigt. Damit sich die Bäume vor allem stabil und gesund weiterentwickeln, sollte der Waldbesitzer mit der Dickungspflege lenkend eingreifen. Durch Förderung und Entnahme kann eine standortgerechte Baumartenmischung und -verteilung berücksichtigt werden. Dies erfordert jedoch Mut und Entschlossenheit, wenn man unter anderem auch Bäume entnehmen soll, die vielleicht zuvor jahrelang ausgemäht worden sind.
Der richtige Zeitpunkt
Die Dickungspflege wird auch Läuterung oder Stammzahlreduktion genannt. Sie ist betriebswirtschaftlich neben der Durchforstung von größter Bedeutung für die zukünftige Entwicklung des Bestandes. Je dichter die Bäume stehen, desto frühzeitiger sollte der Eingriff erfolgen. Denn je niedriger der Bestand ist, desto effizienter ist die Arbeitsleistung und desto größer die Wirkung. In Fichtenbeständen sollte die Maßnahme im Herbst oder Winter durchgeführt werden. Geringere Dimensionen und Äste bleiben aufgrund der darin enthaltenen Nährstoffe als Dünger vor Ort zurück. Umgeschnittene Fichten sollten eingekürzt werden, um ein rasches Austrocknen des Bastes zu erreichen. Dadurch sind diese im Frühjahr nicht mehr für den Borkenkäfer attraktiv.
Eingriffsstärke bei Fichte, Tanne und Lärche
In stammzahlreichen Fichtenreinbeständen kann die Läuterung schematisch erfolgen. In allen anderen Fällen ist eine selektive Dickungspflege zu empfehlen. Hier erfolgt die Auswahl baumartenspezifisch. Wenn man die Dickungspflege bei einer Dürrastzone von ein bis zwei Metern durchführt, sollten nach der Durchführung 1.300 herrschende Individuen pro Hektar verbleiben. Das entspricht einem Verband von 2,5 mal 3 Metern. Neben kranken, beschädigten und schlecht geformten Individuen müssen somit in der Regel auch viele gesunde Bäume entfernt werden. Der gewählte Abstand entspricht dem Platzbedarf der Bäume und gewährleistet, dass keine weiteren Entnahmen mehr bis zur ersten Auslesedurchforstung durchgeführt werden müssen.
Dickungspflege bei Laubholz
Grundsätzlich gilt für die Eingriffsstärke bei den meisten Laubholzarten der Spruch „Dickung muss Dickung bleiben“. Dies gilt insbesondere für Eiche und Buche. Um eine entsprechende Qualität zu erreichen, sollten diese Baumarten in der Jugend enger als Nadelholz aufwachsen. Daher fällt hier die Dickungspflege im Gegensatz zum Nadelholz oft viel schwächer aus. In Laubholzdickungen werden vor allem vorwüchsige, grobastige Bäume und Zwiesel entfernt, die keine positive Wertentwicklung erwarten lassen. Wenn durch die Herausnahme solcher Bäume zu große Lücken entstehen, sind die Vorwüchse so zu ringeln, dass sie langsam eingehen. Steht eine Laubholzdickung sehr dicht, ist diese vor allem in Schneedrucklagen jedenfalls aufzulockern. Je nach Laubholzart entsteht nach dem Eingriff ein durchschnittlicher Abstand von 1,5 bis 2 Meter zwischen den Bäumen. Sind Laubbäume nur einzeln im Bestand vertreten, sollte diese unbedingt erhalten bleiben und – sofern vital – auch gefördert werden.
Frühzeitig und kräftig durchforsten
Die Ziele der Auslesedurchforstung sind vielfältig. Die Erziehung von stabilen, gesunden und ertragreichen Wäldern steht dabei im Vordergrund. Diese sind weniger anfällig gegenüber Sturm- und Schneebruchschäden, aber auch Schädlingsbefall. In einem Fichten- oder Tannenwald werden dabei je nach Standortgüte 250 bis 350 Zukunftsbäume ausgewählt und gefördert. Das entspricht einem Z-Baumabstand von ca. 6 Metern. Idealerweise werden zwei bis drei kräftige Auslesedurchforstungen bis zur halben Umtriebszeit durchgeführt. Durch die gezielte Entnahme der Bedränger der Z-Bäume wird die Stammzahl bewusst frühzeitig verringert. Beachte dabei: Konkurrenz zwischen den Bäumen beginnt im Wurzelraum, noch lange bevor sich die Äste überhaupt berühren. Der Holzzuwachs konzentriert sich nach den Eingriffen auf die verbleibenden Zukunftsbäume. Durch das gezielte Eingreifen werden außerdem stärkere Durchmesser in kürzerer Zeit erreicht. Je größer die Krone, desto stärker ist der Durchmesserzuwachs. Die Umtriebszeit kann auf nährstoffreichen, gut wasserversorgten Böden auf 60 bis 80 Jahre gesenkt werden. Dieser Umstand minimiert zusätzlich die Wahrscheinlichkeit, dass Sturmschäden in den kritischen Stangen- und Baumholzphasen auftreten.