Der Weg zum Qualitätsholz

Artikel aus Ausgabe 3/2022

Die Weichenstellung, ob das zukünftige Holz von Laubbäumen als Brenn- oder Wertholz geerntet werden kann, erfolgt bereits in Jungbeständen. Die Auswahl der Wertträger, gezielte Pflegeeingriffe, richtige Anwendung von Formschnitt und Wertastung sind wesentliche Bestandteile der sogenannten Q/D-Strategie, die die Wertholzerziehung ermöglichen.

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Ausgabe: 3/2022
Thema: Wald & Wirtschaft, Waldbau
Bundesland: Österreich
Autor:in: Fö. Michael Drug

Aufgrund der klimatischen Entwicklungen in den vergangenen 20 Jahren ist nicht nur das Klima in Hinsicht auf die Temperaturentwicklung und Niederschlagsmenge im Wandel, sondern auch unser Wald. Die Baumartenzusammensetzung ändert sich hin zu einem höheren Laubholzanteil, der unter den zukünftigen klimatischen Voraussetzungen widerstandsfähiger gegenüber schädigenden Umwelteinflüssen sein sollte. Unser Wald wird also klimafit. Um auch in Zukunft Laubholz nicht nur für den Kachelofen zu produzieren, ist die Wertholzerziehung für die nachhaltige Wertschöpfung wesentlich. Mit dem Zwei-Phasenkonzept „Qualifizierung und Dimensionierung“ wird in einer frühen Waldwachstumsphase der Schwerpunkt ausschließlich auf die Qualitätserziehung gelegt. In einer zweiten Phase beschränken sich die Fördermaßnahmen ausschließlich auf die Begünstigung des Stärkenwachstums. Dieses Konzept aus Qualifizierung und Dimensionierung ist die Grundlage der modernen Laubholzbewirtschaftung.

Qualifizierungsphase

Die Qualifizierungsphase stellt die erste Phase der Erziehung von Laub-Wertholz dar und dient primär der Qualitätsentwicklung. Sie beginnt, sobald die Bäume untereinander in Wettbewerb um Licht und Wasser treten und das natürliche Absterben von Ästen im Stammbereich beginnt. Ziel dieser Phase ist es, eine ausreichend astfreie Stammlänge zu produzieren. Diese ist abhängig von den vorherrschenden Standortbedingungen und der zu erreichbaren Endbaumhöhe. Die zu erreichende astfreie Schaftlänge liegt in einem Bereich zwischen sechs bis zwölf Meter. Um diese zu erziehen, werden zumeist zwei Methoden miteinander kombiniert. Mit dem Dichtstand wird die natürliche Astreinigung gefördert. Diese Methode wird vor allem in Naturverjüngungen und dichten Aufforstungen angewendet. In dieser Phase wird ein Dichtstand angestrebt und dieser erhalten. Hierbei lautet die Devise „Dickung muss Dickung bleiben“. Bei Aufforstungen und geringeren Pflanzenanzahlen muss in den meisten Fällen künstlich mit der Astung und dem Formschnitt eingegriffen werden, um das Qualitätsziel zu erreichen. Im Rahmen der Qualifizierungsphase werden sogenannte Optionen ausgewählt. Optionen sind Bäume mit bereits guten Wachstums- und Qualitätseigenschaften, die die Voraussetzung für die Erziehung von Werthölzern sind. In der Regel werden drei Optionen im umliegenden Nahbereich ausgewählt. Von diesen drei Optionen wird später in der Dimensionierungsphase ein Z-Baum ausgewählt. Die Tätigkeiten von Astung und Formschnitt sind ausschließlich auf den ausgewählten Optionen anzuwenden.

Formschnitt und Astung

Der Formschnitt und die Astung sind Tätigkeiten, die die Erziehung von Laub-Wertholz ermöglichen und zurzeit aufgrund der vielen Aufforstungen und den weiteren Pflanzabständen notwendig sind. Bei mangelnder Qualität der Zielbäume ist der Formschnitt unbedingt notwendig. Die Zeit von März bis Juli eignet sich besonders für diese Art der Tätigkeit. Bei der Durchführung des Formschnittes werden unerwünschte Qualitätsmerkmale wie Zwiesel, Steiläste sowie Starkäste entfernt. Diese Maßnahme wird beginnend ab einer Baumhöhe von circa zwei Meter bei jeder ausgewählten Option durchgeführt. Für die Umsetzung der Maßnahme sind eine einfache Baumschere und eine Handsäge völlig ausreichend. Ebenso wie beim Formschnitt ist auch die Astung nur bei mangelnder natürlichen Astreinigung durchzuführen. Ziel der Astungsmaßnahme soll sein, dass das Verhältnis des astfreien Holzmantels zum astigen Kern zum Zeitpunkt der Ernte 2:1 beträgt. Dies bedeutet, dass die Astungsmaßnahme ab einem BHD von 12 bis 15 cm durchzuführen ist. Des Weiteren ist die richtige Schnitttechnik zu beachten. Der Astungsschnitt sollte daher immer am Astring zwischen Astwulst und Astkragen sowie in der Vegetationsperiode erfolgen, um einen schnellen Wundverschluss zu gewährleisten. Wesentlich bei Astungstätigkeiten ist jedoch, dass der Kronenanteil nach der Astungsmaßnahme mindestens 50 % beträgt, um Zuwachsverluste zu vermeiden.

Dimensionierung

Anschließend an die Qualitätserziehungsmaßnahmen in der Qualifizierungsphase wird in der Dimensionierungsphase der Schwerpunkt auf die Zuwachsbegünstigung gelegt. Hierbei zielen alle Maßnahmen auf das Stärkenwachstum der Wertholzstämme ab. Maßnahmen zur Steigerung der Qualität des Einzelstammes werden nur in einem geringen Umfang durchgeführt und beschränken sich im Wesentlichen auf die Entfernung von einzelnen kleineren Ästen und Wasserreisern an Z-Bäumen. Vor allem am Beginn der Dimensionierungsphase ab ca. 12 bis 14 m Baumhöhe kann der Astungsaufwand noch ein wenig höher sein, da unter Umständen die Qualitätsentwicklung noch nicht ganz abgeschlossen wurde. Die Z-Bäume werden von den bereits geförderten Optionen in einem Abstand von 13 bis 15 m zueinander ausgewählt und im Bereich der Krone durch Freistellung gefördert. Ein wesentliches Ziel in dieser Phase ist eine möglichst große Baumkrone bei gleichbleibender astreiner Schaftlänge, um das Stärkenwachstum des Stammes zu maximieren. Die Freistellung der Baumkrone soll so weit erfolgen, dass diese sich uneingeschränkt in vertikaler und horizontaler Richtung entwickeln kann. Als Anhaltspunkt für den Freistellungsgrad der Z-Stämme kann die Formzahl nach Spiecker genannt werden, die 25 x BHD beträgt. So sind beispielsweise bei einem BHD von 20 cm in einem Umkreis von fünf Metern alle Bedränger zum Zukunftsbaum zu entnehmen. Die Baumkrone ist der Motor für das Stärkenwachstum und gewährleistet einen möglichst hohen Zuwachs, der wiederum einen relativ kurze Umtriebszeit (60 bis 90 Jahre) ermöglicht. Die Freistellungseingriffe zugunsten der Baumkrone erfolgen kontinuierlich bei jedem Kronenschluss und variieren je nach Standortgüte, bis die gewünschte Erntedimension von mind. 60 bis 80 cm erreicht ist.

Fazit

Die Laubwaldbewirtschaftung ist aufgrund der sich ändernden klimatischen Bedingungen wesentlich für die Schaffung von klimafitten Wäldern mit nachhaltigem Nutzungspotenzial. Das Zwei-Phasenkonzept bestehend aus Qualifizierung und Dimensionierung zeigt hierbei einen bereits in der Praxis erprobten Weg auf, der bei sach- und zeitgemäßer Umsetzung die Erziehung und Produktion von Laub-Wertholz ermöglicht.

Der Astungsschnitt soll immer in der Vegetationsperiode am Astring erfolgen. Fotos (3): Kärntner Waldpflegeverein

Bei der Pflege von Laubhölzern sind eine Baumschere und eine Handsäge ausreichend.

In der Qualifizierungsphase liegt der Schwerpunkt in der Qualitätserziehung.

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