Vergleich: Nacktwurzler vs. Topfpflanzen

Artikel aus Ausgabe 3/2024

Im Zuge einer Diplomarbeit an der Höheren Bundeslehranstalt für Forstwirtschaft Bruck wurde anhand der Fichte und Lärche die Entwicklungsdynamik von Nacktwurzlern und Containerpflanzen in den ersten Jahren nach der Pflanzung untersucht.

Mit der Fichte und der Lärche wurden zwei Baumarten gewählt, welche in vielen Lagen Österreichs vertreten sind. Die Fichte ist die mit Abstand am meist verbreitetste heimische Baumart und die Lärche kommt sehr gerne im Zusammenspiel mit der Fichte vor. Auf den Aufnahmeflächen wurden Fichten und Lärchen gesetzt. Insgesamt wurden vier Flächen mit ähnlichen standörtlichen Kriterien aufgenommen.
Die Frage, ob Nacktwurzler oder Ballenpflanzen mehr Erfolg bringen, haben sich die meisten Waldbesitzer schon gestellt. Eine Intention der Arbeit war es deshalb einen Vergleich zu bringen, der als Entscheidungshilfe dienen kann.

Die Aufnahmen

Die Aufnahmen wurden in Probekreisen mit je zehn Meter Radius durchgeführt. Folgende Parameter wurden aufgenommen: die Baumart, die Anzahl der Bäume, die Internodienabstände, der Wurzelhalsdurchmesser, die Höhe, die Vitalität, die Stabilität, der Ausfall sowie der Schaden. Da die Lärche nicht flächendeckend gesetzt wurde, sondern immer wieder in Gruppen eingesprengt wurde, konnte kein fixer Probekreis-Raster angelegt werden. Es wurde trotzdem versucht, die Aufnahmen gleichmäßig über die gesamten Flächen zu verteilen.

Die Internodienabstände wurden mittels Maßbandes von Astquirl zu Astquirl gemessen, so erhält man den Zuwachs für jedes Jahr. Der Wurzelhalsdurchmesser wurde mittels Messschieber am untersten Ende der Pflanze über dem Boden gemessen. Die Höhe wurde vom Boden bis zur Spitze der jeweiligen Pflanze mit einem Maßband gemessen. Die Vitalität wurde durch unsere Einschätzung in die Kategorien schlecht/mittel/gut eingeteilt. Es wurde auf die Farbe der Nadeln und die Konstitution der Pflanzen geachtet. Bei der Stabilität wurde beachtet, wie der Durchmesser im Vergleich zu der Höhe ist und auch mit schlecht/mittel/gut beurteilt. Pflanzen, die abgestorben waren oder kein Wachstum mehr vorwiesen, wurden als Ausfall notiert. Die Schäden wurden als Verbissschaden oder Fegeschaden oder der Kombination aus beiden aufgenommen. Bei der Fichte wurde auch noch der Befall durch die Fichtengallenlaus aufgenommen.

Die Auswertung

Für beide Baumarten und Standorte wurden Histogramme der Baumhöhen und Wurzelhalsdurchmesser erstellt. Diese grafischen Darstellungen zeigen die Verteilung der Daten und legen nahe, dass die Parameter annähernd normalverteilt sind. Repräsentative Normalverteilungen wurden aus den Stichprobenwerten berechnet und deren Dichtefunktionen grafisch gegenübergestellt. Die Berechnung der Verteilungsparameter erfolgte wie folgt:
• Populationsmittelwert: geschätzt durch den empirischen Mittelwert, berechnet in Excel mit der Funktion MITTELWERT(Bereich)
• Standardabweichung (σ): geschätzt durch die korrigierte empirische Varianz, berechnet in Excel mit der Funktion STABW.S(Bereich)
Internodienabstände: Die Messung der Terminaltriebabstände seit der Pflanzung ermöglicht eine genaue Untersuchung der jährlichen Wachstumsdynamik der Fichten und Lärchen, einschließlich Veränderungen in der Wuchsgeschwindigkeit und eventueller „Startschwierigkeiten“.

Vitalität/Stabilität und Schäden: Diese Daten bieten zusätzliche Einblicke in die Standortqualität. Vitalität und Stabilität wurden optisch beurteilt und in die Kategorien „Gut“, „Mittel“ und „Schlecht“ eingeteilt. Schäden an den Bäumen wurden in folgende Kategorien unterteilt in Verbiss, Fege, Verbiss + Fege und Verbiss + Fichtengallenlaus. Diese Klassifikationen halfen, die Vitalität und Stabilität der Bäume zu bewerten und mögliche Wachstumsunterschiede zu analysieren.

Ergebnisse Fichte

Die Ergebnisse zeigen das Wachstum der Internodienabstände, Höhe, Wurzelhalsdurchmesser, Schäden, Stabilität, Vitalität und Mortalität von Fichten-Topfpflanzen und nacktwurzeligen Fichten von 2020 bis zum Jahr 2023. Im Jahr der Pflanzung 2020 war das Internodienwachstum am geringsten, verbesserte sich jedoch in den Folgejahren. Topfpflanzen zeigten anfänglich durchschnittliche Terminaltrieblängen von 8 cm, die bis 2023 auf 15 cm anwuchsen. Nacktwurzelige Fichten wuchsen im gleichen Zeitraum von durchschnittlich 10 cm auf 27 cm.

Höhenmessungen ergaben, dass nacktwurzelige Fichten im Durchschnitt 109 cm erreichten, während Topfpflanzen eine durchschnittliche Höhe von 72 cm aufwiesen. Der Wurzelhalsdurchmesser war bei nacktwurzeligen Fichten größer, durchschnittlich 23 mm im Vergleich zu 15 mm bei Topfpflanzen.

Schäden durch Wildverbiss und Fegeschäden waren bei Topfpflanzen häufiger, was zu geringerem Wachstum führte. Die Stabilität war bei nacktwurzeligen Fichten besser, da mehr als 55 % der Topfpflanzen, aber über 78 % der nacktwurzeligen Pflanzen als stabil eingestuft wurden. Die Vitalität war bei nacktwurzeligen Fichten höher, mit 80 % der Pflanzen in gutem Zustand, während dies nur auf etwas mehr als 50 % der Topfpflanzen zutraf.

Die Mortalitätsrate aufgrund von Fegeschäden war bei Topfpflanzen höher. Insgesamt schnitten nacktwurzelige Fichten hinsichtlich Wachstum, Stabilität und Vitalität besser ab, was auf bessere Standortsbedingungen und geringeren Wilddruck zurückzuführen ist.

Ergebnisse Lärche

Zwischen 2020 und 2023 zeigten die Internodienabstände der Lärche deutliche Unterschiede zwischen Topfpflanzen und nacktwurzeligen Pflanzen. Bei den Topfpflanzen blieb der Internodienabstand in den ersten beiden Jahren bei etwa 10 cm, stieg aber ab 2022 auf 17 cm und 2023 auf 26 cm. Die wurzelnackten Pflanzen wiesen bereits 2020 einen Abstand von etwa 15 cm auf, der kontinuierlich auf 20 cm in 2021, 29 cm in 2022 und über 41 cm in 2023 anstieg. Die einheitlichere Steigerung bei den Topfpflanzen könnte auf schlechte Bodenharmonie im ersten Jahr zurückzuführen sein.

Die Höhe der Pflanzen zeigte ebenfalls ein besseres Wachstum bei den wurzelnackten Pflanzen, die von 57 cm bis 250 cm reichen und im Durchschnitt 141 cm hoch sind. Topfpflanzen variierten zwischen 44 und 170 cm mit einem Durchschnitt von 93 cm. Ähnlich zeigten die Wurzelhalsdurchmesser größere Werte bei den wurzelnackten Pflanzen (10 bis 42 mm, Durchschnitt 24 mm) im Vergleich zu den Topfpflanzen (10 bis 23 mm, Durchschnitt 15 mm).

Bei den Schäden waren 61 % der wurzelnackten Pflanzen ohne Schäden, während die meisten Topfpflanzen irgendeine Form von Schaden aufwiesen. 62 Topfpflanzen waren durch Verbiss beschädigt, was auf eine hohe Wilddichte hinweist.
In Bezug auf die Stabilität hatten 62 % der wurzelnackten Pflanzen eine gute Stabilität, verglichen mit 40 % bei den Topfpflanzen. Der Anteil der mittel stabilen Pflanzen lag bei 24 % (nacktwurzelig) bzw. 47 % (Topfpflanzen). Trotz eines höheren Anteils an stabilen Pflanzen bei den wurzelnackten Pflanzen, war der Anteil der schlecht stabilen Pflanzen mit 14 % höher als bei den Topfpflanzen (13 %).

Die Vitalität war bei den wurzelnackten Pflanzen höher, mit 70 % guter Vitalität im Vergleich zu 68 % bei den Topfpflanzen. Der Anteil der schlecht vitalen Pflanzen war bei den wurzelnackten Pflanzen höher (11 %) als bei den Topfpflanzen (7 %) – beide Werte verhältnismäßig klein und daher unbedenklich.

Die Mortalität war bei beiden Pflanzentypen gering, bei den wurzelnackten Pflanzen lag sie bei 8 % und bei den Topfpflanzen bei 5 %, was keine großen Auswirkungen auf die zukünftige Bestockung haben wird.

Fazit

Im Rahmen dieser Untersuchung wurden vier Flächen mit insgesamt 44.000 m² analysiert, wobei auf 47 Aufnahmeflächen 568 einzelne Individuen erfasst wurden. Die Ergebnisse bieten eine verlässliche Aussage über den Zustand der gepflanzten Fichten und Lärchen. Die wurzelnackten Forstpflanzen sind gut angewachsen und zeigen einen positiven Verjüngungserfolg. Während das Wachstum im ersten Jahr gering war, verbesserte es sich in den folgenden Jahren deutlich. Die Lärche, als Lichtbaumart, wächst tendenziell schneller als die Fichte, doch beide Baumarten konnten sich gut an die Standortbedingungen anpassen.

Auch die Topfpflanzen wiesen einen guten Verjüngungserfolg auf, obwohl sie in allen Kategorien hinter den wurzelnackten Pflanzen liegen. Dies liegt nicht an der Qualität des Pflanzguts, sondern an den schwierigeren Standortbedingungen der Verjüngungsfläche, wo seichtgründiger Boden und das Landreitgras die Wasser- und Nährstoffversorgung beeinträchtigen. Zusätzlich erschwerte der hohe Verbissdruck durch Wildtiere das Wachstum der Topfpflanzen erheblich.

Insgesamt sind sowohl die wurzelnackten Pflanzen als auch die Topfpflanzen für Aufforstungen geeignet. Die besseren Wachstumsbedingungen und geringeren Anpassungsschwierigkeiten der wurzelnackten Pflanzen führen zu ihrem besseren Wachstum. Die Hauptunterschiede sind auf die tiefgründigeren Böden und bessere Wasserversorgung der wurzelnackten Pflanzen sowie den geringeren Verbissdruck zurückzuführen.

Nacktwurzler zeigen ein besseres Wachstum, die Streuung ist jedoch größer. Topfpflanzen wachsen langsamer, dafür gleichmäßiger.

  • Forschung
  • Wald & Ausbildung
  • Wald & Wissenschaft
Virtuelles Training für mehr Arbeitssicherheit
Kann „Trocken-Training“ mithilfe von Virtual Reality-Brillen die Arbeitssicherheit im Wald erhöhen und zur Unfallpr...
  • Forschung
  • Wald & Holz
  • Wald & Wissenschaft
Holzverfügbarkeit in Österreich
Eine Holzverfügbarkeitsstudie, die das Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) im Auftrag der Kooperationsplattform For...