Be“lohn“ung für aktive Waldpflege

Artikel aus Ausgabe 2/2024

Die Stammzahlreduktion, auch Läuterung genannt, sowie die Erstdurchforstung sind im Allgemeinen die wichtigsten waldbaulichen Instrumente, um stabile und vitale, aber auch ertragreiche Bestände zu erzielen. Gut gepflegte, stabile und vitale Wälder können besser mit den Herausforderungen, welche die Klimaerwärmung mit sich bringt, umgehen.

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Ausgabe: 2/2024
Thema: Wald & Wirtschaft
Bundesland: Österreich
Autor:in: Mag. Roland Hinterberger

Dies gilt sowohl für Nadel-, aber auch Laub- und Mischbestände und dies unabhängig von der Bestandes- oder auch Besitzgröße. Demgegenüber ist jedoch festzuhalten, dass gerade diese erste und wichtigste Maßnahme, die Stammzahlreduktion, keine unmittelbaren wirtschaftlichen Erträge liefert. Vielmehr ist es so, dass sich der wirtschaftliche Vorteil erst in ferner Zukunft bemerkbar macht. Betrachtet man die Stammzahlreduktion isoliert, so verursacht diese im Moment nur Kosten und liefert keine direkten Erträge, sie ist somit eine Investition in die Zukunft. Klar ist, dass aus fachlicher Sicht jedoch kein Weg an diesen Waldpflegeeingriffen vorbeiführen sollte. Hier gilt: Das was man in der Jugend versäumt, kann im Alter nur mehr bedingt oder auch gar nicht mehr nachgeholt werden, frei nach dem Motto: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr!“

Die Argumentation mit den fehlenden unmittelbaren Erträgen aus der Stammzahlreduktion oder, anders formuliert, mit den Kosten, welche diese bei den Waldbesitzer:innen verursacht, ist hinlänglich bekannt. Um nun zu verhindern, dass notwendige und sinnvolle Waldpflegemaßnahmen rein aus Kostengründen nicht durchgeführt werden, wurden von der Bundesregierung im Zuge des Waldfonds attraktive Fördermöglichkeiten für die aktive Waldpflege getroffen. Denn wenn es unserem Wald gut geht, dann geht es uns allen gut. Es soll nicht sein, dass nur jener Wald gepflegt wird, dessen Besitzer:in es sich auch leisten kann.

Wie sieht diese „Belohnung“ für die Waldpflege aber nun in der Praxis aus? Welche Erfahrungen gibt es bisher damit? Wie gehen aktive Waldbesitzer:innen damit um?

Zur Beantwortung dieser Fragen haben wir in nachstehender Reportage mit Waldhelfer Georg Knieger aus Franking (OÖ) gesprochen, welcher uns Einblicke in seine Form der Waldbewirtschaftung und in seine forstliche Jahresplanung gegeben hat.

Nun zu einer kurzen Betriebsvorstellung: Georg Knieger bewirtschaftet im Vollerwerb seinen Betrieb im Bezirk Braunau mit ca. 25 Hektar landwirtschaftlichem Nutzgrund und ca. 20 Hektar Wald, vorwiegend im Weilhartsforst gelegen. Darüber hinaus ist er im Nebenerwerb seit 35 Jahren als Waldhelfer für den Waldverband OÖ in den Gemeinden Franking, Geretsberg, Haigermoos, Moosdorf und St. Pantaleon tätig. Bei der Waldbewirtschaftung setzt Georg voll auf das Arbeiten mit Naturverjüngung und auf eine flächendeckende Feinerschließung.

Georg, welche Rolle spielt der Forst bzw. das Einkommen aus der Forstwirtschaft für Dich?

Knieger Für mich war von Anfang an klar, dass ich meinen Betrieb im Vollerwerb bewirtschaften will. Dabei spielt die Forstwirtschaft eine große Rolle. Ich bewirtschafte meine forstlichen Flächen überwiegend alleine, die notwendige Maschinenausstattung ist vorhanden (Kranwagen und Seilwinde). Damit dies gelingen kann, musst du intensiv wirtschaften und alle Prozesse optimieren. Mit der Tätigkeit als Waldhelfer, der landwirtschaftlichen Nutzung und den Einkünften aus der Forstwirtschaft, ist mir dies bis dato auch gut gelungen. Der Wald gehört zu meinen großen Leidenschaften. Ich bin in gewisser Weise ein Extremist, denn ich bin jeden Sonntag im Wald, egal ob mit Spray oder mit dem Gewehr (schmunzelt).
Ich führe meinen Wald als reinen Naturverjüngungsbetrieb, weshalb ich keine Kosten für Aufforstung und Kulturpflege habe. Weiters ist mir ein gutes und vor allem flächendeckendes Feinerschließungssystem mit Forstwegen und Rückegassen bereits von Jugend an sehr wichtig. Ich sehe die Feinerschließung als die notwendigen Lebensadern, welche eine aktive Waldbewirtschaftung erst ermöglichen.

Stichwort Waldpflege – welchen Stellenwert haben die eingangs erwähnten Waldpflegemaßnahmen (Stammzahlreduktion und Erstdurchforstung) in Deinem Betrieb?

Knieger Waldpflege und auch Waldhygiene haben bei mir einen hohen Stellenwert. Gepflegte Bestände sind vitaler und stabiler und somit ist das Schadrisiko auch entsprechend geringer. Ohne Pflege ist kein bzw. nur ein wesentlich geringeres Einkommen aus dem Wald erzielbar. Läuterung und Erstdurchforstung gehören bei mir zum jährlichen Standardprogramm. Mein Credo hierbei ist: Wenn man immer etwas macht, dann hat man keine Rückstände! Keine Pflegerückstände bedeutet für mich, dass ich weniger Risiko habe und gleichzeitig ein besseres Einkommen aus meinem Wald erwirtschaften kann. Daher lautet mein Grundsatz: Mäßig aber regelmäßig! Generell gilt, je später ich Waldpflegemaßnahmen setze, umso schwieriger und riskanter wird es.

Wie gehst Du an die forstliche Jahresplanung heran und wie sieht in Deinem Betrieb das Fördermanagement aus?

Knieger Im Zuge meiner forstlichen Jahresplanung überlege ich mir genau, auf welcher Fläche ich welche Pflegemaßnahmen setze. Diese Auslese erfolgt rein aus waldbaulichen Gesichtspunkten. Erst in einem weiteren Schritt prüfe ich, ob es für die geplanten Maßnahmen eine Förderung gibt. Ich mache in meinem Wald nur, was ich für fachlich sinnvoll erachte. Eine Maßnahme zu setzen, nur weil es dafür eine Förderung gibt, das ist nicht mein Weg. Aktuell habe ich für verschiedene Stammzahlreduktionen und Erstdurchforstungen Förderungen aus dem Waldfonds beantragt, welche ich im Jahreslauf dann erledigen werde. Dieses Prozedere wiederhole ich jährlich, damit, wie bereits gesagt, keine Pflegerückstände entstehen.

Aus meiner Sicht sind die momentanen Fördermöglichkeiten aus dem Waldfonds gut ausgestaltet. In meinem Fall bekommt man als Waldbesitzerin und Waldbesitzer für die aus waldbaulicher Sicht sowieso erforderlichen Pflegemaßnahmen auch noch eine angemessene Entschädigung. Die Förderung ist aus meiner Sicht aber auch ein Anreiz für Waldbesitzer:innen, welche sonst keine Pflegemaßnahmen durchführen würden. Weiters ist die Förderung auch für sogenannte „Hof-ferne Waldbesitzer:innen“ interessant, welche die Pflegearbeiten nicht selbst machen, sondern diese in Lohnarbeit vergeben.

Georg, wie gehst Du in Deiner Funktion als Waldhelfer mit dem Thema Waldpflege und Förderung um?

Knieger Als langjähriger Waldhelfer kenne ich die Wälder in meinem Gebiet sehr gut. Meine Mitglieder wissen, dass mir das Thema Waldpflege ein großes Anliegen ist und ich unterstütze sie auch gerne dabei. Darüber hinaus informiere ich meine Waldbesitzer:innen auch über die aktuellen Fördermöglichkeiten. Aus meiner Sicht ist die gelebte Waldpflege in Verbindung mit der Forstförderung eine echte Win-win-Situation für uns und unseren Wald!

Lieber Georg, vielen Dank für das Gespräch!

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