Österreichs Wald verändert sich

Artikel aus Ausgabe 1/2023

Im österreichischen Wald werden seit der ersten Erhebungsperiode in den Jahren 1982/1986 über das BFW (Bundesforschungszentrum Wald) laufend Inventuren durchgeführt, die eine Vielzahl an Daten liefern.

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Ausgabe: 1/2023
Thema: Wald & Wirtschaft
Bundesland: Österreich
Autor:in: FD DI Franz Lanschützer

Die Ergebnisse von vier derartigen Erhebungen gibt es mittlerweile, wobei die letzte Erhebung aus den Jahren 2016/2021 stammten und damit sehr aktuell ist. Diese Waldinventuren weisen nicht nur auf den Zustand des österreichischen Waldes hin, sondern sie geben auch Aufschluss über dessen Veränderung im Laufe der Jahrzehnte. So hat sich die Gesamtwaldfläche mit 4,015 Millionen Hektar auf einem hohen Niveau mit leichten weiteren Steigerungen in den letzten Jahren stabilisiert, wobei die größte Zunahme an Waldfläche im vorigen Jahrhundert stattgefunden hat. Derzeit ist die weiterhin leichte Zunahme an Waldfläche dem Klimawandel geschuldet, indem sich im Hochgebirge die Waldgrenze nach obenhin ausdehnt. Ebenso in Zunahme begriffen ist seit Jahrzehnten der Holzvorrat der mittlerweile bei 1,216 Milliarden Vorratsfestmetern liegt. Der Aufbau des Holzvorrates über die letzten Jahrzehnte ist über den erhöhten Holzzuwachs erfolgt in Verbindung mit den unter diesem Zuwachs liegenden Holznutzungen. Der Holzzuwachs beträgt aktuell ca. 29 Mio. Vorratsfestmeter. Die Holzentnahme aus dem österreichischen Wald liegt nach der Waldinventur derzeit bei jährlich ca. 26 Mio. Vorratsfestmetern. Gegenüber den Erhebungsperioden in den Jahren von 1986/1990 und 1992/1996 ist dies eine Erhöhung um ca. 37 Prozent. Am stärksten erhöht hat sich dabei die Holznutzung im Kleinprivatwald, das sind Waldbesitzgrößen bis 200 Hektar.

Definition Blöße

Waldboden ohne forstlichen Bewuchs oder Flächen mit sehr geringer Überschirmung (1 bis 3 Zehntel) ab 500 m², z. B. Windwurfflächen
Bestandeslücke: Lücken im Horizontalschluss von 50 bis 500 m² ohne forstlichen Bewuchs oder mit Sträuchern
Jugend I: Bäume bis 1,3 m Höhe
Jugend II: Bäume ab 1,3 m Höhe bis 104 mm Brusthöhendurchmesser (BHD)
Stangenholz: Bäume ab 105 bis 204 mm BHD
Baumholz I: Bäume ab 205 bis 354 mm BHD
Baumholz II: Bäume ab 355 bis 504 mm BHD
Starkholz: Bäume ab 505 mm BHD

Im österreichischen Wald nimmt seit längerer Zeit der Anteil der unproduktiven Flächen wie Lücken, Blößen und Strauchflächen zu.

Eine sehr interessante Entwicklung zeigt der Zuwachs an Holz im österreichischen Wald seit der ersten Erhebungsperiode. Bis zur Erhebungsperiode in den Jahren 2000/2002 hat sich der Zuwachs an Holz laufend auf mehr als 31 Mio. Vorratsfestmeter erhöht. Seither sinkt der Holzzuwachs und er beträgt aktuell ca. 93,5 % des Höchstwertes. Gründe dafür gibt es sicherlich verschiedene, welche sich auch teilweise überlagern. Bemerkenswert dazu ist aber auf jeden Fall die Verteilung der Wuchsklassen im Ertragswald, denn hier hat es interessante Verschiebungen gegeben. Zum einen ist eine Verschiebung der Anteile von Jugend II, das sind Waldbestände von 1,3 m Höhe bis 10,4 cm Brusthöhendurchmesser in Richtung Baumholz bis 50 cm und Starkholz über 50 cm Brusthöhendurchmesser zu verzeichnen. Zum anderen ist auch die Erhöhung des Anteils an Blößen, Lücken und Strauchflächen beachtlich. Diese Wuchsklassen, die eigentlich für die forstliche Produktion nur sehr wenig an Holzzuwachs bzw. gar keinen Zuwachs leisten, haben sich um fast 70 Prozent auf 478.000 Hektar erhöht. Das sind mittlerweile immerhin 12 Prozent des Gesamtwaldes in Österreich bzw. 14 Prozent des gesamten Ertragswaldes. Ein gewisser Anteil an Blößen und Lücken gehört selbstverständlich zur allgemeinen Waldbewirtschaftung. Insbesondere durch die Vorlichtung von Altholzbeständen entstehen immer wieder Freiflächen, die mehrere Jahre benötigen können, damit sich die natürliche Verjüngung des Waldes einstellt. Ebenso ist es im Wald üblich nach flächigen Nutzungen eine Schlagruhe einzuhalten und erst nach ca. drei Jahren mit der Aufforstung diese Flächen wieder in Bestand zu bringen. Bei einer Umtriebszeit von 100 Jahren sind 5 % der Waldfläche als Blößen und Lücken durchaus vertretbar, alles darüber hinaus reduziert die Leistungen des Waldes nicht nur an Holzzuwachs sondern damit auch an C-Speicherung sowie Sauerstoffproduktion. Der erhöhte Anteil an Strauchflächen ist sicher ein Zeichen dafür, dass aus der Ertragslage der Forstwirtschaft heraus es nicht sehr attraktiv war, in den letzten Jahrzehnten in aufwendige Bestandsumbauten zu investieren.

Im Österreichischen Wald hat sich der Gesamtvorrat an Holz auf 1,216 Mrd. Vorratsfestmeter erhöht.

Der Zuwachs an Holz nimmt im österreichischen Wald seit einigen Jahren leicht ab.

Die Nutzung von Holz hat sich im österreichischen Wald in den letzten Jahren auf einem hohen Niveau stabilisiert!

Langfristig ist es sicher sinnvoll, Waldflächen, die nicht oder ungenügend mit entsprechenden Baumarten bestockt sind, zu sanieren. Bei Strauchflächen ist dazu die Begleitvegetation zu entfernen und anschließend eine Aufforstung durchzuführen. Blößen und Lücken sind dahingehend zu beurteilen, ob sich in naher Zukunft die natürliche Verjüngung von selbst einstellen wird oder ob es Gründe dafür gibt, dass es rascher und besser ist, diese einer Aufforstung zu unterziehen. Sehr klar zeigt sich an dieser Situation im österreichischen Wald, dass die Natur von sich aus zwar vieles regelt, aber zukunftsfähige, produktive, stabile Wälder die pflegende, schützende und ordnende Hand der Waldbesitzer benötigen, damit die gewünschten Leistungen der Wälder von der Holzproduktion bis hin zum Schutz vor Naturgefahren und der Lieferung von sauberer Luft und sauberem Wasser bestmöglich erbracht werden.

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