Unterwegs für die Interessen unserer Mitglieder

Artikel aus Ausgabe 1/2023

Mitten im Naturpark Südsteirisches Weinland wird Land- und Forstwirtschaft im Einklang mit der Natur gelebt. Auch zukünftige Generationen sollen die Chance haben mit einem gesunden und stabilen Waldökosystem arbeiten und leben zu können. Dafür müssen jetzt und stetig Taten folgen.

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Ausgabe: 1/2023
Thema: Wald & Gesellschaft, Wald & Jugend
Bundesland: Steiermark
Autor:in: Anna Zettl

Der Betrieb der Familie Muster vulgo Oblak liegt an der slowenischen Grenze in der Gemeinde Leutschach an der Weinstraße. Die Atmosphäre im Bezirk Leibnitz in der Gegend der Südsteiermark ist wahrlich eine ganz besondere. Wie beinahe jeder land- und forstwirtschaftliche Betrieb in dieser Region haben auch die Musters eine Weinfläche in ihrem Besitz, die zurzeit aber verpachtet ist. Der Rest der über 60 Hektar teilen sich auf über 45 Hektar Wald und 17 Hektar Grünland auf, wovon sich fünf Hektar in Slowenien befinden.

Die kleinsten Rinder der Welt

Seit dem Jahr 2001 werden am Biobauernhof der Familie Zwergzeburinder, die kleinsten Rinder der Welt, in Mutterkuhhaltung gehalten und gezüchtet. „Es sind sehr widerstandsfähige und genügsame Rinder mit einer hervorragenden Fleischqualität“, erklärt Johann Muster. „Ausgewachsen erreichen sie ein Lebendgewicht von 200 bis 250 kg und sind somit auch sehr gut für steileres Gelände geeignet.“ Mittlerweile haben wir rund 100 Stück dieser außergewöhnlichen Rinder bei uns am Hof. Wir haben uns dabei auf die Fleischproduktion und deren Vermarktung ab Hof spezialisiert. Schlachtreif sind die Tiere zwischen zwei und drei Jahren, hauptsächlich wird Fleisch von männlichen Tieren vermarktet,“, erklärt der begeisterte Züchter. Im Winter sind sie im Laufstall mit Auslauf an der frischen Luft untergebracht, im Sommer genießen die Tiere Weidehaltung. Gefüttert wird mit Silage und Heu, wobei sie in Zukunft komplett auf Heu umstellen wollen. „Die Fleischqualität ist ohne Silo einfach eine ganz andere“, beschreibt er.

Jährliche Holznutzung

Der Wald der Familie wird in Eigenregie bewirtschaftet, ausschließlich ein Teil einer Kalamitätsfläche aus dem Jahr 2017 wurde mittels Harvester aufgearbeitet. Ziel des Betriebsführers ist es den jährlichen Zuwachs von rund zehn Festmeter am Hektar zu ernten, was einem Jahreseinschlag von rund 400 bis 500 Festmetern entspricht. „Wir ziehen das eigentlich so gut es geht jedes Jahr durch, schließlich entstehen regelmäßige Kosten die gedeckt werden müssen“ so Muster. Außerdem ist es wichtig, den jährlichen Zuwachs zu nutzen um die Stabilität und die Vitalität des Waldes zu sichern. Das Ziel der Familie ist es den Wald klimafreundlich und zukunftstauglich weitergeben zu können. „Schaffen kann man das aber nur, indem man regelmäßige Holzernteeinsätze und Pflegemaßnahmen durchführt“, beteuert er.

In den kommenden Jahren soll der Fokus weiter auf die Umwandlung zum Mischwald hin tendieren. Zu den vorkommenden Baumarten am Betrieb zählen Buche, Fichte, Tanne, Lärche und diverse Laubhölzer. Auf den Sturmschadensflächen wurden zusätzlich Eichen, Ahorn, Tannen und Kirschen im lockeren Verband eingebracht. Die Förderung von Laubholz wird auch in den nächsten Jahren noch vermehrt in Angriff genommen, beschreibt die Familie. Das größte Problem an der Umwandlung hin zum Mischwald und der Förderung der Naturverjüngung ist der Wildbestand in der Region, beziehungsweise die starke Verunkrautung. Für ersteres wurden von der BOKU Wien Versuchsflächen mittels Einzäunungen „hasendicht“ vorgenommen. „Das Ergebnis bezüglich eigenständigem Aufkommen der Naturverjüngung wird sich in den nächsten Jahren zeigen und hoffentlich einen Anstoß für Veränderungsmöglichkeiten geben“, erklärt Muster.

Arbeitskreis Forst

„Seit es den „Arbeitskreis Forst“ gibt bin ich dabei“, erinnert er sich zurück. Mit jährlichen Weiterbildungen, Betriebsbesichtigungen und Arbeitsaufzeichnungen ist man immer am neuesten Stand der Technik und Kosten. „Jeder der beim Arbeitskreis Forst dabei ist dokumentiert seine Arbeiten mit Zeitaufwand, Kosten und Gewinn. So können Richtwerte gesetzt werden. Natürlich passiert das alles auf freiwilliger Basis. Besonders interessant und informativ sind die jährlichen Betriebsbesichtigungen, damit man nicht „betriebsblind“ wird, wenn man immer nur seine eigenen Ideen und Zielsetzungen vor Augen hat. Ich kann nur jedem ans Herz legen sich auch in den Arbeitskreis Forst zu integrieren und zu engagieren. Das tolle ist auch, dass die Betriebsgröße überhaupt keine Rolle spielt – nur das Interesse für die Wald- und Forstwirtschaft ist ausschlaggebend,“ erklärt er.

Sicherheit beim Holzverkauf

Im Raum Leutschach hat es schon seit Jahrzehnten eine Waldwirtschaftsgemeinschaft gegeben, in der Herr Johann Muster sozusagen der zuständige „Waldhelfer“ war. Gemeinsam wurde Holz vermarktet und durch ihn die Verrechnung durchgeführt. Nebenbei wurde im kleinen Rahmen auch Beratung angeboten. Mit den Jahren ist die Nachfrage dann immer größer geworden. Im Jahr 2017 hat ein Sturm im Leibnitzer und Deutschlandsberger Raum mehr Schadholz verursacht. Es musste eine Entscheidung getroffen werden. Der Gedanke, sich dem Waldverband anzuschließen war schon länger im Raum, aufgrund des Kalamitätsereignisses wurde die Idee dann schließlich in die Tat umgesetzt.

„Mit dem Waldverband hat man als Mitglied Sicherheit und einen kompetenten Partner an seiner Seite. Mit dem starken Rückhalt der Organisation ging ich dann auch offiziell den Waldhelfer in der Region Rebenland an. Jeder der jetzt in unserer Region zu mir kommt und liefern will wird einfach Mitglied beim Waldverband Steiermark und vermarktet gemeinschaftlich sein Holz,“ meint Muster. Auch das große Angebot für die Mitglieder rund um die Holzvermarktung hat Begeisterung geweckt. Johann Muster ist und war es schon immer ein großes Anliegen die Sicherheit bei der Waldarbeit zu verstärken. Speziell in unserer Region sind es eher kleinstrukturierte Betriebe und die Notwendigkeit einer dementsprechenden Ausbildung wird oft unterschätzt. Daher wurden von ihm des Öfteren Kurse zur richtigen Schadholzaufarbeitung organisiert, wie zum Beispiel im Jahr 2014 nach dem Eisbruch.

Gemeinsam mit der Forstlichen Ausbildungsstätte Pichl wurde in der Praxis und mit der SVS (Sozialversicherung der Selbständigen) in der Theorie gearbeitet. Mit dem Waldverband hat man auch an dieser Stelle einen erfahrenen Experten an der Seite. Der alljährliche Waldbauerntag, der „Waldmontag – der digitale Holzstammtisch“ oder die Informationszeitschrift „Waldverband aktuell“ zählen zu den größten Kommunikationsmedien. Aber auch regional werden immer wieder Stammtische und Praxisseminare angeboten. Nach der längeren coronabedingten Pause freut sich unsere Regionalstelle ab heuer wieder mit Veranstaltungen für unsere Mitglieder starten zu können. Als privates Ziel strebt der Betriebsführer an, noch mehr Zeit in den eigenen Wald zu investieren.

Fakten & Details

Familie
Christa und Johann Muster
führen den Betrieb gemeinsam mit ihren drei Kindern im Vollerwerb
Sohn Clemens, 24 Jahre, Töchter Lea,
20 Jahre und Pia, 15 Jahre
Remschnigg 50, 8463 Leutschach

Betriebsgröße
1 ha Weinfläche
17 ha Grünland
45 ha Wald
Seehöhe: 350 bis 700 Meter

Landwirtschaft
Biobetrieb mit einer Zwergzebuzucht
Bio-Zwergzebufleisch Direktvermarktung ab Hof

Maschinenausstattung für den Forst
Traktor
6,5 to Seilwinde
Forstanhänger in einer Gemeinschaft

Die Zwergzebuzucht am Hof der Familie Muster in der Südsteiermark.

Arbeitssicherheitskurs: Richtiges Schadholzaufarbeiten – auf was muss geachtet werden?

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